Wiesbaden

Wasser im Jugendstil – Heilsbringer und Todesschlund

Nah am Wasser gebaut: Wiesbaden lebt prächtig vom heilenden Nass. Wie derartige Motive die Kunst um 1900 von Symbolismus und Jugendstil geradezu überfluteten, führt das Museum bei Gemälden und Kunsthandwerk vor – allerdings willkürlich ausgeschüttet und kaum kommentiert. ...weiter

Berlin

Komplett-Eröffnung Museen Humboldt Forum

Mit der Eröffnung der Ostflügel von Asien- und Ethnologie-Museum ist das Humboldt Forum vollständig zugänglich. Als Flickenteppich von politkorrekter Publikums-Brüskierung bis zu exzellenter Vermittlung – über das Wechselbad der Eindrücke trösten lang vermisste Spitzenwerke hinweg. ...weiter

Kassel

documenta fifteen: Hallenbad Ost, St. Kunigundis und Hübner-Areal

Zeit für eine vorläufige Bilanz: Der Antisemitismus-Skandal belegt, wie hartnäckig das Kunst-Establishment an Privilegien festhält. Das davon unbeeindruckte Publikum erfreut sich an farbenfroh exotischen Bilderwelten, etwa von Taring Padi aus Java und Atis Resistanz aus Haiti. ...weiter

Lars Kraume

Der vermessene Mensch

(Kinostart: 23.3.) Premiere für einen vergessenen Völkermord: Dieser Spielfilm ist der erste über das deutsche Kolonialreich – am Beispiel des Genozids an den Herero. Ihn bereitet Regisseur Lars Kraume bewundernswert differenziert auf; samt Sündenfall der Ethnologie für rassistische Ziele. ...weiter

Sandrine Kiberlain

Tagebuch einer Pariser Affäre

(Kinostart: 23.3.) Keine Gefühle, nur Sex: Mit Witz und Romantik zeigt Emmanuel Mouret in seinem Liebesdrama den Versuch einer Affäre mit Ausschlussklausel – als alleinerziehende Mutter und verheirateter Familienvater brillieren Sandrine Kiberlain und Vincent Macaigne. ...weiter

John Malkovich

Seneca

(Kinostart: 23.3.) Leben als Kunst, das Sterben zu lernen: Der berühmte Freitod des antiken Philosophen war eine grausige Quälerei. Seinen Selbstwiderspruch seziert Regisseur Robert Schwentke als pointierte Groteske – mit dem sagenhaft redseligen John Malkovich als einem Virtuosen folgenloser Rhetorik. ...weiter

Kunst+Film-Video des Monats:

Schwüle Erotik war in der Salonkunst des 19. Jahrhunderts gang und gäbe – doch keiner mixte sie so wild mit morbider Dekadenz und scharfer Sozialkritik wie Félicien Rops. Der belgische Graphiker schuf explizite Szenen an der Grenze zur Pornographie – zu sehen bis 7. Mai in der Ausstellung „»Paris ist meine Bibliothek«: Zeichnungen und Druckgraphik von Félicien Rops“ in der Hamburger Kunsthalle.

Auch neu im Kino ab 1. Juni

  • „Die Nachbarn von oben“: Beziehungskomödie aus der Schweiz: Pikantes Angebot zum Partnertausch stürzt ein Paar in Verwirrung der Gefühle.
  • „Eismayer“: Drama über einen Leutnant und Ausbilder der österreichischen Armee, der seine Homosexualität verbirgt.
  • „Touki-Bouki“: Wiederaufführung einer Satire aus dem Senegal von 1973 über ein junges Paar, das nach Paris emigrieren will – recht dilettantisch und konfus inszeniert.
  • „The Boogeyman“: Verfilmung einer Stephen-King-Kurzgeschichte – ein verzweifelter Patient hinterlässt bei Therapeuten-Familie ein übernatürliches Wesen.
  • „Spider-Man – Across the Spider-Verse“: neues Abenteuer des Comic-Helden mit Spinnennetz im Multiversum.

Wöchentlich aktuelle Kinostarts, Film-Kritiken + Ausstellungs-Tipps direkt in Ihre Mailbox:

Berlin

Donatello – Erfinder der Renaissance

Allein hat er diese Kunstepoche nicht erfunden, aber sie fortentwickelt wie kaum ein anderer: Donatello war der überragende Bildhauer der Frührenaissance. Ihn würdigt die Gemäldegalerie mit einer grandiosen Retrospektive seiner Meister-Skulpturen und -Reliefs – in der Altmeister-Ausstellung des Jahres. ...weiter

Bayreuth

Kunst aus Nigeria: Uche Okeke + Nsukka School

Biafra in Bayreuth: Uche Okeke war einer der bedeutendsten Künstler im entkolonialisierten Schwarzafrika. Was er und seine Mitstreiter der Nsukka School schufen, präsentiert eine Retrospektive im Iwalewahaus – in afrikanischer Manier: mit wenig Informationen, aber blumiger Poesie. ...weiter

München

Samnium + die Samniten – Roms letzter Rivale

Wehe den Besiegten: Die Samniten leisteten lange Widerstand gegen die Römer, bevor sie unterworfen wurden. Wie schwierig es ist, ein genaues Bild dieses mysteriösen Volks zu gewinnen, zeigt die bislang umfassendste und bedeutendste Ausstellung über sie in den Staatlichen Antikensammlungen. ...weiter

Hirokazu Kore-eda

Broker – Familie gesucht

(Kino-Start: 16.3.) Danke, dass Du geboren bist: Mit zwei Gaunern, die ein Baby verhökern wollen, inszeniert Regisseur Hirokazu Kore-eda abermals eine warmherzige Patchworkfamilien-Sittenkomödie – erstmals in Südkorea statt in Japan. Statt Sozialkritik dominiert nun Situationskomik. ...weiter

Willem Dafoe

Inside

(Kinostart: 16.3.) Schiele-Bilder, Kaviar im Kühlschrank, aber kein Wasser aus dem Hahn: William Dafoe gerät als Kunstdieb in ein Smart Home, das sich als High-Tech-Falle entpuppt. Seine Robinsonade im Penthouse inszeniert Regisseur Vasilis Katsoupis ideenreich, aber letztlich beliebig. ...weiter

Maryam Touzani

Das Blau des Kaftans

(Kinostart: 16.3.) Wenn der Lehrling länger bleibt: Seine Zuneigung erschüttert die austarierte Routine eines Schneider-Ehepaars in Marokko. Regisseurin Maryam Touzani inszeniert ihr Dreiecks-Drama nicht als Coming-out, sondern als sehr ästhetische gefilmte Folge von diskreten Anspielungen. ...weiter

Aktuelle Top-Ausstellungen

  • „Vermeer“: die bisher größte Werkschau des Barockmalers mit 28 Gemälden bis 4.6. im Rijksmuseum, Amsterdam
  • „Alle Macht der Imagination!“: zeitgenössische Kunst aus Tschechien bis 9.7. im Lipsiusbau, Dresden
  • „Dimensions – Digital Art since 1859“ mit Werken von 60 Künstlern bis 9.7. in den Pittlerwerken, Leipzig
  • „Macht Raum Gewalt: Planen und Bauen im National- sozialismus“ bis 16.7. in der Akademie der Künste, Berlin
  • Archäologische Schätze aus Usbekistan“ bis 5.11. in der James-Simon-Galerie, Berlin

Arthouse-Kino Top 10 Charts

    1. „Das Lehrerzimmer“ von İlker Çatak
    2. „Roter Himmel“ von Christian Petzold
    3. „The Whale“ von Darren Aronofsky
    4. „Living – Einmal wirklich leben“
    5. „Adiós Buenos Aires“ von German Kral
    6. „Beau is Afraid“ von Ari Aster
    7. „Im Taxi mit Madeleine“ mit Dany Boon
    8. „A Thousand and One“ von A.V. Rockwell
    9. „Sonne und Beton“ von David Wnendt
    10. „Die Eiche – Mein Zuhause“
Potsdam + Wien

Die Form der Freiheit – Abstraktion nach 1945

Aufregende Anarchie auf der Leinwand: In der Nachkriegszeit dominierte ungegenständliche Malerei die Westkunst. Abstrakter Expressionismus und Informel gaben sich radikal subjektiv – eindrucksvolle Beispiele von 50 Künstlern versammelt der Epochen-Überblick im Museum Barberini. ...weiter

Aschaffenburg

Christian Schad Museum – Neueröffnung

Neusachlicher Maler der mondänen Moderne, Esoteriker und Opportunist: Christian Schad war eine der schillerndsten Künstlerpersönlichkeiten der Zwischenkriegszeit. Ein neues, ihm gewidmetes Museum präsentiert opulent und anschaulich sämtliche Facetten von Werk und Charakter. ...weiter

Berlin

No Master Territories: Feminist Moving Image

Emanzipation frauenbewegter Bilder: Das Haus der Kulturen der Welt stellt feministische Filmemacherinnen mit Werken aus den 1970er bis 1990er Jahren vor. Beim Rückblick fällt auf: Trotz ähnlicher Themen waren die Pionierinnen origineller und experimentierfreudiger als ihre Nachfolgerinnen. ...weiter

Steven Spielberg

Die Fabelmans

(Kinostart: 9.3.) Filmemachen als Kunst, Alpträume zu verscheuchen: Wie ein kinobegeisterter Jungen in seiner jüdischen US-Mittelklassefamilie der 1950/60er aufwächst, erzählt Regisseur Steven Spielberg als kaum kaschiertes Selbstporträt – kitschfrei und voller Anspielungen auf eigene Schwächen. ...weiter

Alice Diop

Saint Omer

(Kinostart: 9.3.) Medea in Nordfrankreich: 2015 ertränkte eine junge Senegalesin ihr Kleinkind im Atlantik. Regisseurin Alice Diop fiktionalisiert diesen realen Fall von Kindstötung. Ihr formal spröder und intellektuell anspruchsvoller Film kreist um die Begleitumstände der letztlich unverständlichen Tat. ...weiter

Michael P. Aust + Tessa Knapp

Can and me

(Kinostart: 9.3.) Krautrock im Proto-Techno-Groove: Irmin Schmidt und seine Band Can waren in den 1970ern der bundesdeutschen Popkultur um Dekaden voraus. Das dokumentiert das Regie-Duo Aust und Knapp anschaulich und nostalgiefrei als Porträt des letzten lebenden Gründungsmitglieds. ...weiter