
Wenn heute von der «Kulturstadt Weimar» die Rede ist, denkt man an Goethe und Schiller, vielleicht noch an Herder, aber kaum an Franz Liszt. Dabei hat der Musiker und Komponist nach seiner Ernennung zum Hofkapellmeister einen großen Teil seines Lebens in Weimar verbracht.
Info
Franz Liszt - Ein Europäer in Weimar
24.06.2011 - 31.10.2011
täglich außer montags 11 - 18 Uhr im Schiller-Museum, Schillerstr. 12
Katalog 29 €
Kosmos Klavier
24.06.2011 - 31.10.2011
täglich außer montags 11 - 18 Uhr im Schlossmuseum, Burgplatz 4, Weimar
Katalog 19,80 €
Von 1848 bis 1861 lebte er am Stadtrand auf der Altenburg, einem Herrenhaus. Ab 1869 wohnte er bis zu seinem Tod 1886 in den Sommermonaten mitten in der Stadt. Dort befindet sich heute ein Museum, das noch wie zu seinen Lebzeiten eingerichtet ist.
Zudem verwaltet die Klassik Stiftung Weimar seinen Nachlass mit mehr als 11.000 Originalen. Davon wird ein Teil, ergänzt um andere Exponate der Epoche, nun im Schiller-Museum gezeigt. Um das heutige Bild von Liszt als reinem Klavier-Virtuosen zu erweitern, erklärt Kurator Detlef Altenburg: Liszt habe gesamteuropäisch gedacht und gewirkt.
Ein Orden vom Sultan
Neben Autographen und Partituren sind auch viele Zeugnisse der „Lisztomanie“ zu sehen, als der Pianist in den 1830/40er Jahren auf dem ganzen Kontinent umjubelte Konzerte gab. In Konstantinopel hörte ihm sogar der Sultan zu und verlieh ihm hernach einen Orden. «Ein neuer Mozart ist uns erschienen», titelte bereits 1823 die Augsburger Allgemeine Zeitung.
Diese grenzenlose Begeisterung verwandelten Liszt und seine Entourage in klingende Münze. Sie dürfen als Erfinder des Merchandising gelten: Sein Konterfei schmückte nicht nur Büsten und Medaillen, sondern auch Briefbeschwerer und Kaffeetassen. Allerdings setzte ihm der Tournee-Stress zu. Dem wollte er entfliehen und sich höheren Aufgaben widmen, als er sich nach Weimar zurückzog
Impressionen der Ausstellung
Was reizte ihn an der thüringischen Kleinstadt? Nicht nur, dass hier Goethe gelebt hatte, den Liszt bewunderte: Dessen «Faust» vertonte er als Symphonie. Weimar wurde nach der gescheiterten Revolution von 1848 auch zum Kristallisationspunkt für das Streben nach einer Kulturnation als Ersatz für fehlende staatliche Einheit. Die Kulturnation wollte Liszt an zentraler Stelle mitgestalten.