
Adolf Hitler wäre gern Maler geworden. Doch in der Aufnahmeprüfung für die Wiener Kunsthochschule fiel er durch – so blieb ihm nur die Welteroberung. Dennoch lag die bildende Kunst dem Führer zeitlebens besonders am Herzen. Bei den Großen Deutschen Kunstausstellungen zeigte das NS-Regime, was es unter wahrer deutscher Kunst verstand. Bislang ist dieses zentrale Kapitel der Kulturpolitik im Dritten Reich nie systematisch aufgearbeitet worden.
Info
Datenbank zu den
Großen Deutschen Kunstausstellungen
Ab 20.10.2011, 21 Uhr im Internet unter der Adresse:
Das ändert sich nun: Am Donnerstag wird eine Datenbank namens „GDK Research“ im Internet frei geschaltet. Sie macht alle 12.550 Kunstwerke, die von 1937 bis 1944 im Münchener Haus der Kunst gezeigt wurden, für jedermann kostenlos online zugänglich.
Drei Jahre lang haben das Zentralinstitut für Kunstgeschichte in München, das Haus der Kunst und das Deutsche Historische Museum in Berlin an der Datenbank gearbeitet. Als Grundlage dienten sechs Fotoalben aus der NS-Zeit, in denen die sechs Kunstausstellungen von 1938 bis 1943 lückenlos dokumentiert sind. Dazu kamen andere Bildquellen für die erste Schau 1937 und die letzte 1944.
Daten für alle 12,550 Werke
Diese Fotos wurden eingescannt und elektronisch aufbereitet. Nun kann man im Internet die Ausstellungen virtuell Raum für Raum abschreiten und für jedes Werk alle bekannten Angaben aufrufen: Titel und Künstler, Entstehungsjahr und Verkaufspreis – falls es verkauft wurde.
Vorstellung der Datenbank «GDK Research»
Damit werde nicht nur erstmals die Bandbreite der NS-Kunstproduktion und ihre Inszenierung empirisch erfasst, so Projekt-Referent Christian Fuhrmeister: Die Datenbank liefere auch Material für eine Neubewertung der modernen deutschen Kunstgeschichte.
„Bisher herrschte ein klares Bild vor: hier klassische Moderne und internationale Avantgarde, dort ideologisch kontaminierte und politisch indoktrinierende NS-Kunst“, stellte Fuhrmeister bei der Vorstellung der GDK Datenbank am Montag fest: „Diese antithetische Vereinfachung hat die Heterogenität der Kunst im Nationalsozialismus systematisch reduziert.“
NS-Surrealist Edmund Steppes
So waren im Haus der Kunst etliche Werke von Edmund Steppes zu sehen. Er war Studien-Kollege von Max Ernst gewesen, bevor er sich nach 1933 den neuen Machthabern andiente. Doch seine Natur-Allegorien wie „Die Paladine des Pan“ von 1942 zeigen deutlich den Einfluss der Frottage-Technik, derer sich Max Ernst bediente. Steppes – eine Art NS-Surrealist?
Nazi-Kunst war Chefsache: Als Vorsitzender der GDK-Jury entschied der Möchtegern-Maler Adolf Hitler persönlich, welche Gemälde und Skulpturen ausgestellt werden sollten oder nicht. Im Auswahlgremium wurde öfter hinter den Kulissen heftig gerungen und gestritten: NSDAP-Genossen waren viele der eingereichten Arbeiten nicht stramm nationalsozialistisch genug.