Gäbe es für dieses Papierformat eine DIN-Norm, läge sie irgendwo zwischen DIN A 1 und DIN A 2. Doch «Upon Paper» fällt völlig aus dem Rahmen – in jeder Hinsicht. Angefangen bei der Seitengröße von 49 mal 69 Zentimetern über die halbjährliche Erscheinungsweise bis hin zum Inhalt: einer verwegenen Mischung rund um das jeweilige Thema – «Los Angeles» in der ersten Ausgabe.
Info
Planet L.A.
04.04.2012 - 26.05.2012
dienstags bis samstags 12 - 18 Uhr im Upon Paper space, Max-Beer-Straße 25, Berlin
Was mit Papier möglich ist
Zum Stückpreis von 49,80 Euro bei einer Auflage von 5000 Exemplaren. Deren Absatz kaum die Kosten decken dürfte: Die Zeitschrift wird vom Künstlerpapier-Hersteller Hahnemühle FineArt unterstützt. Dessen Ehrgeiz, zu zeigen, was auf hochwertigem Papier alles möglich ist, springt den Leser auf jeder Seite an.
Interview mit Chefredakteur Holger Homann und Impressionen der Ausstellung
Zartes Grau erschwert Lektüre
Mal füllt eine Abbildung das ganze Blatt, mal verlieren sich kleine Motive und grafische Elemente in strahlendem Weiß. Essays auf Englisch und Deutsch von Sofia Coppola oder Karl Lippegaus und Interviews etwa mit Doug Aitken oder Christian Boros wechseln wild die Schriftgrößen; dass viele Passagen in zartem Grau gehalten sind, erleichtert die Lektüre nicht.
Dennoch versteht sich «Upon Paper» keineswegs als Hochglanz-Magazin, das nur durchgeblättert werden will. Eng auf einer Seite gesetzte Texte zwingen zur Konzentration. Im Stehen oder Liegen: Andernfalls lassen sich die Bögen kaum umschlagen. Fast möchte man Handschuhe anziehen, um die hochwertige Druckqualität nicht zu ruinieren.
Luxus-Artikel des technisch Machbaren
Diese Zeitschrift ist ein Luxus-Artikel. Der es Künstlern erlaubt, bis an die Grenzen des technisch Machbaren zu gehen: Ralf Ziervogel steuert eine doppelseitige Zeichnung bei, deren filigrane Punkte gerade noch wahrnehmbar sind. Und dem Team um Chefredakteur Holger Homann gestattet, alle Beiträge in jedem gewünschten Layout erscheinen zu lassen – sofern die Druckerei noch mitspielt.
Was selbst im Riesenformat der Zeitschrift keinen Platz findet, wird im «Upon Paper space» ausgestellt. Der Projektraum zeigt Original-Arbeiten, deren Reproduktionen das Magazin füllen, und Objekte, die sich auf zweidimensionaler Fläche kaum darstellen lassen. Etwa ein Kleid von Dries Van Noten, bedruckt mit einem Motiv von James Reeve.
Eckfenster-Foto in der Zimmer-Ecke
Hintergrund
Lesen Sie hier eine Rezension der Ausstellung "Pacific Standard Time" über Kunst in Los Angeles 1950 - 1980 im Martin-Gropius-Bau, Berlin.
Ergänzt wird dieses Portfolio aus Blickfängen und Überraschungs-Momenten durch eine Website. Sie soll wöchentlich aktualisiert werden; ansonsten legt sie sich auf gar nichts fest: «Hier ist die Zeit irrelevant: Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft erhalten den gleichen Status». Bleibt abzuwarten, ob das auch für dieses kühne Unterfangen gilt.