Peter Paul Rubens (1577 – 1640) lässt keinen Kunstfreund kalt. Die einen können sich am prächtigen Kolorit seiner lebensprallen Körper-Kompositionen kaum satt sehen. Andere schmähen das überbordende Getümmel von verschlungenen Gliedern und stürzenden Leibern als «Fleischsalat». Wie man ihn auch sieht: An Rubens kommt keiner vorbei.
Info
Peter Paul Rubens
16.10.2012 - 28.02.2013
täglich außer montags von 11 bis 18 Uhr, donnerstags und freitags bis 20 Uhr, am Wochenende ab 10 Uhr im Von der Heydt-Museum, Turmhof 8, Wuppertal
Katalog 25 €
Werkstatt mit 100 Gehilfen
Dieses riesige Œuvre schuf der Flame mit proto-industrieller Arbeitsteilung: Er beschäftigte in seiner Werkstatt bis zu 100 Mitarbeiter. Meist lieferte Rubens die Entwürfe, die seine Gehilfen auf Leinwände übertragen und ausmalen mussten; er selbst setzte nur malerische Akzente und Glanzlichter.
Impressionen der Ausstellung
Thema mit Nebenwerken + Skizzen veranschaulicht
Mit dieser Fließband-Produktion konnte er fast alle Genres liefern: Porträts, mythologische und historische Szenen, religiöse Motive, Jagd-Bilder und Landschaften. Dabei wird ein Aspekt leicht übersehen, den nun die Ausstellung im Von der Heydt-Museum betont: der politisch denkende Künstler, der mit Gemälden das Tages-Geschehen kommentierte – und tatkräftig einzugreifen versuchte wie kein anderer barocker Künstler.
Durch diesen thematischen Ansatz gleicht das Museum aus, dass es praktisch keine Arbeiten des Malers besitzt. Seine monumentalen Hauptwerke sind weltweit verstreut und werden kaum ausgeliehen. Doch Rubens‘ politische Ansichten und Aktivitäten lassen sich auch mithilfe von Nebenwerken und Entwürfen veranschaulichen: insgesamt 48 Gemälden, davon etwa die Hälfte Ölskizzen, und 39 graphischen Arbeiten.
Familie flieht vor Religions-Streit
Rubens war ein Kind der Religions-Streitigkeiten und -Kriege seiner Zeit. Er wurde 1577 in Siegen geboren und verbrachte seine Kindheit in Köln: Die wohlhabende Familie war aus Antwerpen geflohen, weil der Vater verdächtigt wurde, Calvinist zu sein. Nach dessen Tod kehrte die wieder zum Katholizismus konvertierte Familie 1589 dorthin zurück.
Acht Jahre zuvor hatten sich die nördlichen, protestantischen Niederlande von der spanischen Krone losgesagt, die weiterhin die südlichen Niederlande beherrschte: das heutige Belgien. Truppen der protestantischen Generalstaaten kontrollierten die Mündung des Schelde-Flusses und schnitten damit Antwerpen vom Meer ab. Die zuvor blühende Handelsstadt verarmte.
Als Hofmaler zum spanischen König entsandt
Wohl deshalb reiste der 23-jährige Rubens – nach seiner Ausbildung bei lokalen Malern – im Jahr 1600 nach Italien. Dort feierte er rasch erste Erfolge: Der Herzog von Mantua ernannte ihn zum Hofmaler und betraute ihn mit einer Mission zum spanischen König in Madrid. Doch sein Stil war noch stark an Tizian und der venezianischen Maltradition orientiert, wie die Schau in der zweiten von acht Stationen deutlich macht: etwa mit seiner Kopie eines Tizian-Porträts von Kaiser Karl V.
1608 kehrte Rubens nach Antwerpen zurück. Zur rechten Zeit: Kurz darauf vereinbarten beide Teile der Niederlande einen zwölfjährigen Waffenstillstand. Die Stadt erholte sich; reiche Bürger kauften wieder mehr Kunst. Zudem erhob das Erzherzogs-Paar Albrecht und Isabella ebenfalls Rubens zum Hofmaler.