
Indien ist ein «virtueller Kontinent», sagt Kuratorin Alka Pande: mit Dutzenden von Sprachen und Hunderten von Völkern. Gemeinsam sind ihnen nur die englischsprachige Verwaltung, Bollywood-Filme und eine Jahrtausende alte kulturelle Überlieferung.
Info
India Awakens -
Under the Banyan Tree
26.11.2010 - 27.02.2011
täglich außer montags 10 - 18 Uhr im Essl Museum, An der Donau-Au 1, Klosterneuburg bei Wien
Stil globalisiert, Motive traditionell
Von Tafelbildern und Plastiken über Fotografie, Videos, Installationen und Performance-Relikten sind alle gängigen Techniken vertreten. Stilistisch entsprechen die meisten Werke den Standards des globalisierten Kunstmarkts. Geläufige Floskeln seines Jargons wie «urbane Hybride» oder «inhärente Wertesysteme» gehen ihren Schöpfern locker von den Lippen.
Doch auf den zweiten Blick bemerkt man eine indische Motivwelt aus traditionellen Quellen. Mahua Sen zeichnet Landsleute als Ultraschallbild wie im Mutterleib: Föten ohne Kenntnis der Außenwelt. Riyas Komu baut einen «Massagetisch» mit Torsi als Pfosten und Palastkuppel-Dach: Das Kastensystem als Sänfte.
Kunst als nächster möglicher Export-Schlager
Andere Arbeiten finden für die rasante Modernisierung indischer Städte prägnante Bilder. Vibha Galhotra schneidert Uniformen mit Camouflage-Mustern aus chaotischen Stadtbildern. Dieses Chaos hält der Fotograf Tarun Chhabra fest: Die Farb-Explosion beim Holi-Fest verätzte ihm zwei Wochen lang die Augen.
Repräsentativ für die Kunstproduktion des Subkontinents ist diese Schau gewiss nicht. Aber die heterogene Mischung gibt einen Eindruck von der kulturellen Vielfalt Indiens – und dem ungeheuren Tempo, mit dem die städtische Mittelklasse Einflüsse aus aller Welt aufnimmt und verarbeitet. Nach Software könnte bald auch Kunst zum Exportschlager Indiens werden.