Olympia ist der Inbegriff von Körper-Kultur schlechthin. Bei keinem Fernseh-Ereignis sehen so viele Menschen zu wie bei Olympischen Spielen: Millionen verfolgen Sportarten, die nur wenige Aktive betreiben. Diese Massen-Begeisterung ist nur möglich wegen des Mythos Olympia.
Info
Mythos Olympia –
Kult und Spiele in der Antike
31.08.2012 - 07.01.2013
täglich außer dienstags
10 bis 19 Uhr
im Martin-Gropius-Bau, Niederkirchnerstr. 7, Berlin
Katalog 25 € (Softcover) / 49,95 € (Hardcover)
Bedeutendes Heiligtum des Zeus
Auch der quasi religiöse Eifer bei sportlichen Wettkämpfen leitet sich direkt von Olympia ab. Der Ort im Nordwesten der Peloponnes-Halbinsel war eines der bedeutendsten antiken Heiligtümer: dem obersten Gott Zeus gewidmet, den man im Krieg um Beistand anflehte. An einem ihm geweihten Altar wurden regelmäßig Opfer dargebracht.
Impressionen der Ausstellung
Eines der sieben antiken Weltwunder
Später errichtete man einen großen Tempel, der um 430 v. Chr. eine zwölf Meter hohe, vergoldete Zeus-Statue erhielt; geschaffen vom berühmten Bildhauer Phidias – eines der sieben Weltwunder der Antike. Doch die Spiele entstanden bereits im frühen 7. Jahrhundert zunächst als ritueller Lauf, um am Altar das Feuer zu entzünden – wie bei heutigen Spielen. Die Geburt des Sports als friedliches Kräftemessen aus dem Geist der Religion; nicht umsonst leitet sich das Wort «Kultur» von «Kult» ab.
Angesichts der überragenden Bedeutung von Olympia für die Zivilisation mag man kaum glauben, dass die Ausstellung im Martin-Gropius-Bau (MGB) die erste kulturhistorische Schau ist, die sich umfassend diesem Thema widmet. Mit schier unüberbietbarem Aufwand: Allein Griechenland hat rund 500 Artefakte verliehen – mehr, als je zuvor ins Ausland entsandt wurden. Dazu kommen wertvolle Leihgaben aus dem Louvre, Vatikan und Dresden.
Zwei komplette Tempel-Giebel im Lichthof
Die monumentalsten Objekte steuert aber die Berliner Antiken-Sammlung bei: beide komplette Giebel des Zeus-Tempels, jeder 30 Meter lang. Im MGB-Lichthof sind die rund 40 überlebensgroßen Skulpturen aufgestellt. Diese Gips-Abgüsse waren Finderlohn: 1874 vereinbarten das Deutsche Reich und Griechenland, dass deutsche Archäologen die Stätten von Olympia freilegen sollten, die Franzosen 1829 ausfindig gemacht hatten. Original-Funde blieben vor Ort, doch 876 Kopien davon kamen nach Berlin.
Schon diese erste von mehreren Grabungs-Kampagnen wies nach, dass die Geschichte von Olympia weit zurückreicht: bereits in der Bronzezeit besiedelt, begann der dortige Zeus-Kult um etwa 1000 v. Chr. am Ende der mykenischen Epoche. Im 7. Jahrhundert wurde er zur allgemeinen Fest-Versammlung erweitert, die Pilger aus ganz Griechenland anzog; davon zeugen kurzfristig angelegte Brunnen, um viele Menschen mit Trinkwasser zu versorgen. Sie wurden in Zelten untergebracht.
Stadion für 50.000 Zuschauer
In den folgenden 150 Jahren mauserten sich die Wettkämpfe zu den klassischen Olympischen Spielen. Sportstätten wurden angelegt: ein Stadion samt Tribüne für bis zu 50.000 Zuschauer sowie ein Hippodrom für Pferde- und Wagenrennen. Dazu ein Verwaltungsgebäude für Organisatoren und Schiedsrichter: Ihr «Olympischer Rat» hat seinen Nachfolger im heutigen IOC.
Die Spiele selbst dauerten nur vier Tage, doch die Olympische Waffenruhe wurde weit früher in allen Regionen ausgerufen, wo Griechen siedelten: vom Schwarzen Meer bis Sizilien. Einen Monat vorher kamen die Athleten ins 60 Kilometer entfernte Elis, das Olympia beherrschte, und trainierten dort. Dann marschierten sie in einer Prozession nach Olympia, wo sie ihre Eide ablegten.