Seinen Spitznamen bekam er von Albrecht Dürer. In dessen Werkstatt fing der 18-jährige Hans Baldung 1503 als Malergeselle an. Allerdings hörten seine beiden Kollegen ebenfalls auf den Namen Hans. Um sie zu unterscheiden, rief Dürer den jungen Baldung mit dem Wort «Grien» – nach seiner Lieblingsfarbe Grün.
Info
Hans Baldung, gen. Grien: Meister der Dürerzeit
15.02.2011 - 15.05.2011
täglich außer montags 10 - 18 Uhr, donnerstags bis 22 Uhr in der Gemäldegalerie, Matthäikirchplatz, Berlin
Schamkapsel mitten im Bild
Mit der Wahl seiner Sujets sprengte Baldung jedoch den Rahmen des Gewohnten. Sie wären auch im permissiven Kunst-Betrieb von heute starker Tobak: Da uriniert ein nacktes Weib schamlos vor den Augen des Betrachters. Da liegt ein Stallknecht in perspektivischer Verkürzung so ausgestreckt, dass seine Schamkapsel mitten im Bild prangt. Auf beiden Blättern geht es um Hexerei – da konnte sich Baldung manche Freiheiten erlauben.
Impressionen der Ausstellung
Hengst mit Samen-Erguss
Hintergrund
Lesen Sie hier eine Rezension der Ausstellung "Drunter und Drüber – Altdorfer, Cranach und Dürer auf der Spur" über Untersuchungen mit Infrarot-Reflektographie in der Alten Pinakothek, München
und hier einen Beitrag zur Ausstellung “Die Graue Passion in ihrer Zeit” über Hans Holbein d.Ä. in der Staatsgalerie Stuttgart.
Wie das Dekor für eine Gerichtsstube: Schützen zielen mit Pfeilen auf einen halb verwesten Leichnam. Zwar stammt diese Szene aus einer erbaulichen Fabel: Der leibliche Sohn weigert sich, auf den toten Vater zu schießen. Doch das makabre Motiv dürfte auch Plastinator Gunter von Hagen gefallen.
Die Gemäldegalerie präsentiert 20 selten gezeigte Zeichnungen und Holzschnitte in einer kleinen, feinen Kabinett-Ausstellung: Dank ausführlicher Kommentare erhellen sie anschaulich Entstehung und Bedeutung der neun Tafelbilder von Baldung, die das Museum besitzt. So wird sein malerisches Genie markant deutlich – in Anlehnung und Absetzung von anderen Alten Meistern.