Köln

Die Rückkehr der Götter – Berlins Antiken zu Gast in Köln

Halbbekleidete Aphrodite (Detail); aus der Sammlung Ingenheim (1827), davor Rom; Marmor; Höhe 1,38 m; 1. Hälfte 2. Jh n. Chr. (hadrianisch). Foto: Johannes Laurentius, © SMB/ Antikensammlung
Das Gedränge auf dem Olymp wird im Römisch-Germanischen Museum wohlgeordnet: Es führt Funktionen und Attribute griechischer und römischer Götter anhand von erstklassigen Originalen aus der Berliner Antiken-Sammlung vor.

Alles voller Götter: Im Römisch-Germanischen Museum herrscht ein übernatürliches Gedränge wie in der Antike auf der Akropolis oder dem Forum Romanum. Anders als vor 2000 Jahren ist diese Götter-Versammlung aber bestens sortiert.

 

Info

Die Rückkehr der Götter – Berlins Antiken zu Gast in Köln

 

13.01.2012 - 26.08.2012
täglich außer montags 10 bis 17 Uhr im Römisch-Germanischen Museum, Roncalliplatz 4, Köln

 

Katalog 24,90 €

 

Weitere Informationen

Hier geht es nicht um Verehrung, sondern um Veranschaulichung: Der säkularen Gegenwart wird das Personal des griechischen Götter-Himmels vorgestellt. Anhand von hervorragenden Exemplaren: Griechische und römische Standbilder und Bronze-Statuetten, Vasen und Terrakotten führen alle Attribute der Götter vor.

 

Je ein Bereich für jeden Gott

 

Daher ist die Schau nicht chronologisch, sondern thematisch angeordnet. Zeus und Hades, Aphrodite und Apollon sowie ihre wichtigsten Verwandten haben je eigene Bereiche, in dem sie ihre Eigenheiten ungeniert ausbreiten dürfen.


Impressionen der Ausstellung


 

Seit 1958 im Depot verwahrt

 

Garantiert authentisch: Sämtliche rund 150 Exponate gehören zur Antiken-Sammlung der Staatlichen Museen Berlin. Bei Kriegsende wurden sie in die Sowjetunion verschleppt und 1958 an die DDR zurückgegeben, ruhten aber noch lange im Depot. Erst 2006/7 wurden sie restauriert und auf Wanderschaft nach Brasilien geschickt. Nach einer Zwischen-Etappe in Mannheim sind sie nun in Köln zu sehen.

 

Im Vergleich zur Präsentation in Mannheim fällt diese jedoch in Köln weniger übersichtlich aus: In den dortigen Reiss-Engelhorn-Museen war jedem Gott, seinen Attributen und Begleitern ein eigenes Kabinett vorbehalten. Das Römisch-Germanische Museum bringt die Ausstellung in nur zwei Sälen unter.

 

Abguss des berühmten Pergamon-Altars

 

Nun gehen die einzelnen Stationen nahtlos ineinander über. Damit entstehen einerseits Blick-Achsen, die unmittelbare Vergleiche von stilistischer Gestaltung und Ausführung erlauben – zweifellos ein Plus. Andererseits sind die Stationen optisch kaum voneinander abgegrenzt: Man muss konzentriert beachten, welche Texte sich auf welche Exponate beziehen, um nicht den Überblick zu verlieren.

 

Höhe- und Endpunkt des Rundgangs ist der Abguss einer Original-Platte des berühmten Pergamon-Altars: Sie zeigt die so genannte «Gigantomachie», also den Kampf der olympischen Götter gegen die Giganten – sinnbildlich den Sieg der Ordnung über das Chaos. Das bezogen die Einwohner von Pergamon auf die erfolgreiche Verteidigung ihrer Stadt gegen plündernd einfallende Kelten in der ersten Hälfte des 2. Jahrhunderts v. Chr.

 

Hades raubte Persephone, Demeter suchte nach ihr

 

Auch wenn Ausführung und Erhaltungs-Zustand der Objekte erstklassig sind, liegt der Akzent nicht auf Stilkunde, sondern auf Wissensvermittlung: Schautafeln erklären die Bedeutungen der Götter-Bilder.

 

Hintergrund

Lesen Sie hier eine Rezension der Doppel-Ausstellung "Pompeji – Nola – Herculaneum:
Katastrophen am Vesuv
" in Halle/ Saale + Dessau

 

und hier eine Besprechung der Ausstellung "Pergamon – Panorama der antiken Metropole" im Pergamonmuseum, Berlin

 

und hier einen Beitrag über die neue Dauer-Ausstellung “Antike Welten” mit Meisterwerken der griechischen + römischen Kunst im Alten Museum, Berlin.

So wird etwa am Beispiel eines hervorragend erhaltenen römischen Sarkophag-Reliefs der Mythos vom Raub der Persephone erzählt: Hades, Herrscher der Unterwelt, überraschte das Mädchen beim Blumenpflücken und entführte sie in sein Reich. Ihre Tochter suchte die verzweifelte Göttin Demeter Tag und Nacht, auf einem Schlangen-Wagen fahrend.

 

Venus-Torso im Straßen-Belag von Köln

 

Informative Exkurse sind überdies dem Tempel-Kult und der Entstehung des Theaters gewidmet. Dabei gleitet der didaktische Ansatz der Ausstellung nicht in Banalität ab: Selten sind die verwickelten Verwandschafts-Verhältnisse und die vieldeutige Symbolik der antiken Götter so anschaulich präsentiert worden.

 

Wobei das Römisch-Germanische Museum die Berliner Leihgaben mit einigen Stücken aus eigenem Bestand anreichert. Etwa einem Torso der Aphrodite, der 2004 in der Innenstadt gefunden wurde: Er war in der Spätantike als Pflaster-Stein im Straßen-Belag verbaut worden.

 

Auf dem Rücken der Göttin sind deutlich Abrieb-Spuren zu sehen. Derlei findet man nur in der ältesten deutschen Großstadt: Köln wurde vor fast 2000 Jahren von Römern als «Colonia Claudia Ara Agrippinensium» gegründet.