Berlin

K. H. Hödicke – Malerei, Skulptur, Film

Karl Horst Hödicke. Foto: Berlinische Galerie, Berlin
Hödicke ist ein Grandseigneur der Berliner Kultur-Szene, die er seit mehr als 50 Jahren mitgeprägt hat. Die Berlinische Galerie zeigt einen gelungenen Überblick über seine variantenreich expressive Kunst – die erste Werkschau seit 20 Jahren.

Berlinische GalerieAnlässlich seiner anstehenden Emeritierung an der Berliner Universität der Künste (UdK) von Karl Horst Hödicke richteten die Meisterschüler 2005 eine Ausstellung mit treffendem Namen aus: «Touché». Denn Hödicke wollte mit seiner Kunst immer wieder Treffer landen, den Betrachter so unerwartet erwischen wie ein Fechter mit einem blitzartigen Hieb. 

 

Info

K. H. Hödicke –
Malerei, Skulptur, Film

 

22.02.2013 – 27.05.2013
täglich außer dienstags 
10 bis 18 Uhr in der Berlinischen Galerie, Alte Jakobstraße 124-128, Berlin

 

Katalog 24,80 € 

 

Weitere Informationen

Sein Spaß, in die Irre zu führen und das Bild von der Wirklichkeit immer wieder auf den Kopf zu stellen, hat ihn wohl auch zu einem guten Kunst-Professor gemacht, der seine Schüler ermunterte, einen individuellen Weg einzuschlagen. 

 

Lehrer der «Neuen Wilden»

 

Bereits in den 1980er Jahren befruchtete dieser unkonventionelle Lehrer die Bildung einer Gruppe, die den visuellen Zeitgeist West-Berlins über viele Jahre prägte – die «Neuen Wilden».  Er bildete Künstler wie Helmut Middendorf oder Salomé aus. Sie propagierten dann zusammen mit Kommilitonen wie Rainer Fetting vom Kreuzberger Moritzplatz aus eine heftige Malerei, deren expressive Direktheit Hödicke schon zwei Jahrzehnte zuvor formuliert hatte. 


Feature mit Statemens von Thomas Köhler, Direktor der Berlinischen Galerie, + Impressionen der Ausstellung; © Berlinische Galerie


 

Blick in die  «Wüste Gobi»

 

Hier setzt eine sehenswerte Ausstellung in der Berlinischen Galerie an, die K. H. Hödicke endlich wieder einmal ins Gedächtnis ruft. Architekturbilder und Stadtlandschaften nehmen viel Platz ein. Vom Fenster seines Ateliers an der Dessauer Straße sah Hödicke vor 40 Jahren hinaus in die «Wüste Gobi», wie er es nannte: einen durch die deutsche Geschichte und Teilung fast entleerten Raum. 

 

Hödicke malte sie als rostbraune Nacht-Szene vor der Kugel des Fernsehturms. Dort, wo die Frontstadt West-Berlin unweit des Potsdamer Platzes auf den Ostteil der Stadt stieß, reckten sich diesseits und jenseits der Mauer nur einige Häuser empor. Zum Beispiel der Martin-Gropius-Bau, der 1976 noch eine Kriegsruine war. Schräg gegenüber der Preußische Landtag, auf dessen Dach Volkspolizisten postiert waren. 

 

Im Triptychon «Potsdamer Platz III» bildet die so genannte «Gold-Else» auf der Siegessäule den urbanen Ankerpunkt. Das intensiv strahlende Rot der Bilder solle man allerdings nicht überinterpretieren, betont der Künstler, denn die figurative Darstellung der Stadt war für ihn weniger politisches Ausdrucksmittel als Gegenstand der Malerei an sich. «Die rote Farbe kommt vom Linoleum-Fußboden in meinem Atelier. Bilder in den Dienst irgendwelcher Ideologien zu stellen, liegt mir nicht», sagt er und lächelt verschmitzt.

 

Rebellion durch Figuration

 

Hödicke studierte von 1959 bis 1964 an der Hochschule der Künste (später: UdK) in Berlin. Sein Lehrer war der Tachist Fred Thieler, der die gestische und rein abstrakte Malerei des Informel vertrat. Für einen jungen Künstler auf der Suche nach Abgrenzung war die Figuration der größtmögliche Affront gegen den akademischen Mainstream der 1950er Jahre.

 

Hödicke vereinte in seinen frühen Arbeiten also die impulsive Gestik des Farbauftrags, wie ihn Thieler oder auch Hann Trier praktizierten, mit einer Rückbesinnung auf den figurativen Expressionismus etwa des späten Max Beckmann. Gleichzeitig war Hödicke aber immer auf der Höhe der Zeit.