Unmögliches wird sofort erledigt, Wunder dauern etwas länger: Warum nicht schottische Wildlachse in einem Wüsten-Wadi im Jemen ansiedeln? Harriet Chetwode-Talbot (Emily Blunt) tut so, als sei das Ansinnen ihres Arbeitgebers das normalste der Welt, indem sie per Email bei Dr. Alfred Jones (Ewan McGregor) anfragt.
Info
Lachsfischen im Jemen
Regie: Lasse Hallström, 108 min., Großbritannien 2012;
mit: Ewan McGregor, Kristin Scott Thomas, Emily Blunt
Freund in Afghanistan verschollen
Die nun Jones, der sich ohnehin lieber mit Angelruten als seinen Mitmenschen beschäftigt, achselzuckend vorantreibt. Was ihm nicht leicht fällt: Des Scheichs Assistentin mutiert zum Nervenbündel, weil ihr Soldaten-Freund in Afghanistan vermisst wird; die Pressesprecherin will nur mit aufwändigen PR-Aktionen möglichst viele Wählerstimmen ködern.
Offizieller Film-Trailer
Millionen in den Wüsten-Sand setzen
Jones’ Skepsis beseitigt erst der charismatische Scheich (Amr Waked): Seit seiner Studien-Zeit in England ist er passionierter Angler, der das meditative Warten im Wasser als Gleichnis für die Suche nach Gott betrachtet. Was den Fischerei-Experten anbeißen lässt: Gemeinsam trotzen sie einer Medien-Kampagne, die gegen den Ausverkauf britischer Gewässer an Turban-Träger trommelt.
Monate später sind Millionen in den jemenitischen Wüsten-Sand gesetzt. Wasser-Bassins, Schleusen und künstliche Stromschnellen stehen bereit, die Lachse könnten wandern – wären da nicht antiwestliche Fanatiker, die das Projekt torpedieren. So angelt Jones zwar keine dicken Fische, aber wenigstens Frau Chetwode-Talbot.
Romantik-Komödie als Polit-Satire
Das eigentliche Wunder dieses Films ist, dass er funktioniert. Wobei die Außen-Aufnahmen ähnlich windungsreich verliefen wie die Handlung: Am Schauplatz in Marokko spülten Regenschauer mehrmals alle Kulissen fort. Als die Dreharbeiten endlich beginnen konnten, waren die Fluten längst versickert.
Das lässt sich Regie-Routinier Lasse Hallström nicht anmerken. Er verfilmt die sperrige Story so gefällig wie eine x-beliebige romantische Komödie. In der allerdings eine gallige Satire auf den Polit-Betrieb in der Stimmungs-Demokratie steckt; etwa nach dem Vorbild von «Wag the Dog».
Menschenfreundliches Lachse-Massakrieren
Hintergrund
Weitere Rezensionen finden Sie in der Presseschau bei Film-Zeit.
Lesen Sie hier eine kultiversum-Lobeshymne auf das federleichte Generationen-Drama "Beginners" von Mike Mills mit Ewan McGregor.
Was am pointierten Wortwitz dieser typisch britischen Komödie liegt: Mit schwarzem Humor bekommen alle ihr Fett weg – ob Tweedjacken-Träger mit Fliegenfisch-Köder, dekadente Scheichs mit blumiger Spiritualität, opportunistische PR-Tanten mit Kontroll-Zwang oder profilneurotische Politiker, die für positive Berichterstattung jeden Quatsch mitmachen. Da darf die Plausibilität schon mal gegen den Strom schwimmen, wenn alle Slogans und Gags so punktgenau sitzen.