Wie Erscheinungen aus längst vergangenen Zeiten kommen ultraorthodoxe Juden daher: in schwarzen Anzügen, mit Rauschebärten, Schläfenlocken und enormen Hüten oder Fellmützen, die sie auch bei Hitze nie ablegen. Frauen sind moderner gekleidet, etwas konservativ in dezenten Pastelltönen; nur ihre turbangroßen Kopftücher fallen auf.
Info
An ihrer Stelle -
Fill the Void
Regie: Rama Burshtein,
90 Min., Israel 2012;
mit: Hadas Yaron, Yiftach Klein, Irit Sheleg
Schwester stirbt bei Geburt
Die 18-jährige Shira (Hadas Yaron) bereitet sich auf die Ehe mit einem jungen Mann aus den USA vor, den ihre Familie für sie ausgesucht hat. Plötzlich stirbt ihre Schwester Esther bei der Geburt eines Sohnes; deren Gatte Yochay (Yiftach Klein) steht nun mit dem Neugeborenen alleine da.
Offizieller Filmtrailer
Zwangsheirat ist ausgeschlossen
Shira kümmert sich um das Kind, aber ihre Mutter Rivka (Irit Sheleg) plant mehr: Sie soll Yochay heiraten, damit er nicht mit ihrem Enkel ins Ausland wegzieht. Auf den hat bereits die ledige Frieda ein Auge geworfen; sie sucht seit langem nach einem Mann. Dann ist da noch Tante Hanna mit eigenen Vorstellungen, wer mit wem zu verkuppeln sei.
Stoff genug für eine turbulente Hochzeits-Komödie. Aber nicht in der Welt ultraorthodoxer Juden, in der Selbstbeherrschung, Einordnung in die Gemeinschaft und Befolgung von Regeln oberste Gebote sind. Anfangs sperrt sich Shira gegen den Vorschlag ihrer Mutter, durchaus unterstützt von ihrem Vater Aharon (Chaim Harir): Eine Zwangsheirat gegen ihren Willen ist ausgeschlossen. Auch das erste Treffen mit Yochay verläuft desaströs.
Einblicke in das Leben von Chassidim
Hintergrund
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En passant bietet er dabei Einblicke in das Leben von Chassidim: ihre Fixierung auf einen charismatischen Rabbi, der als Zaddik (Gerechter) verehrt wird; ihre Feste mit strikter Geschlechtertrennung, bei denen die Männer ausgelassen singen und tanzen, während nebenan die Frauen zusehen; ihre Rituale ständiger Gottanrufung und Segenssprüche. In Momentaufnahmen, ansonsten dreht sich alles ums Heiraten.
Geborgenheit in der Enge
Regisseurin Rama Burshtein lebt selbst in einer ultraorthodoxen Gemeinde in Tel Aviv. Für ihr Milieu findet sie stimmungsvolle Bilder: Malerische Braun- und Graublautöne, gedämpft beleuchtet und mit Weichzeichner sanft verklärt, machen die Enge der Sphäre anschaulich, in der sich die Figuren bewegen – und zugleich ihre Geborgenheit darin. Bei aller Sympathie, die Burshtein damit weckt, bleiben sie und ihre Beweggründe doch sehr fremdartig – eben wie aus längst vergangenen Zeiten.