
Was wäre, wenn? Spekulationen über Alternativen zum linearen Ablauf der Zeit sind zeitlos attraktiv. In ihrem Roman „Auf der anderen Seite ist das Gras viel grüner“ von 2013 lässt bestseller-Autorin Kerstin Gier eine junge Frau durch die Zeit reisen, um vermeintliche Fehler ihres Lebens rückgängig zu machen.
Info
Auf der anderen Seite ist das Gras viel grüner
Regie: Pepe Danquart,
110 Min., Deutschland 2017;
mit: Jessica Schwarz, Felix Klare, Christoph Letkowski
Kurzweilige Romantik
Was in anderen romantic comedies die ganze Handlung wäre, dient Regisseur Danquart nur als Prolog seines Films. In wenigen Minuten stellt er seine Protagonisten vor, etabliert Stimmung und Tempo und kreiert eine eingängige Ausgangssituation, auf die er im späteren Verlauf zurückgreifen kann. Das ist unerlässlich, geht es doch um Zeitreisen.
Offizieller Filmtrailer
Ehe-Kater
Fünf Jahre später ist nämlich das Leben von Kati nicht mehr so rosarot: Der dynamische beau von einst ist inzwischen ein träger Ehemann geworden, der seine Zeit lieber als Oberarzt im Krankenhaus verbringt als mit Kati um die Häuser zu ziehen. Sie selbst ärgert sich in einer Werbeagentur mit ihrer strengen Chefin (Juliane Köhler) herum und vermisst die Unterstützung ihrer Freundinnen Marlene (Elena Uhlig) und Linda (Pheline Roggan), die ebenfalls mit Krisen beschäftigt sind. Kati ist frustriert: Soll das alles gewesen sein?
Just in dieser Zeit lernt sie den Künstler Mathias (Christoph Letkowski) kennen. Er ist lustig und aufregend; er steht für all die Verlockungen, die ihrem Eheleben abhanden gekommen sind. Kati wünscht sich einen Neuanfang, möchte Felix jedoch nicht verletzen – hätte sie damals doch besser Mathias anstelle von Felix kennengelernt. Was wäre, wenn…
Erneuter Autounfall
Nervlich am Ende gerät Kati erneut in einen Autounfall und wacht im Krankenhaus auf – nun allerdings per Zeitreise fünf Jahre zurückversetzt; also genau einen Tag, bevor sie nach ihrer Blinddarm-Operation entlassen wurde. Kati erholt sich schnell von ihrem Schock und ist wild entschlossen, ihr Schicksal in die Hände zu nehmen. Auf ihrer to-do-Liste steht ganz oben: Mathias statt Felix kennen lernen.
Hintergrund
Lesen Sie hier eine Rezension des Films "Drei Stunden" – federleichte Sommerkomödie über fast verpasste Liebe von Boris Kunz
und hier einen Beitrag über den Film "Love Is All You Need" – wunderbar beschwingte Sommer-Komödie von Susanne Bier mit Trine Dyrholm
und hier eine Besprechung des Films "Midnight in Paris" – märchenhafte Zeitreise in die 1920er Jahre von Woody Allen.
Vorbilder wie Bridget Jones
Natürlich ist leicht zu erkennen, welche Vorbilder Regisseur Danquart hier kopiert – von den Figuren, die teilweise an Filme von Sandra Bullock und Melissa McCarthy erinnern, bis zu ähnlich gestalteten Szenen und Kostümen aus dem Kassenschlager „Bridget Jones“ (2001). Dabei versteht Danquart sein Handwerk: Der Film ist dramaturgisch einwandfrei konstruiert und glänzt mit netten Pointen.
Man sollte also kein philosophisches Gedankenspiel zu großen Themen wie Schicksal, Zufall und Lebensaufgaben erwarten. Wer aber eine solide, beschwingte Komödie genießen will, der kommt auf seine Kosten. Am Ende bleibt ein schöner Satz von Frau Baronski (Judy Winter) im Gedächtnis. Sie spielt eine mütterliche Mentorin von Kati, erhebt in einer Szene ihr Martini-Glas und sagt: „Das, wonach man sich sehnt, ist nicht immer das, was man braucht“.