
Die Freundin wartet schon mit einem Glas Sekt in der Badewanne, Schönheitschirurgin Rei (Kiko Mizuhara) holt schnell noch die Geburtstagstorte aus der Bäckerei: Es soll ein netter, romantischer Abend werden. Aber kaum ist Rei wieder zuhause, klingelt das Telefon – am anderen Ende der Leitung ist Nanae (Honami Satô), in die sie zu Schulzeiten schwer verknallt war.
Info
Ride or Die
Regie: Ryuichi Hiroki,
142 Min., Japan 2021;
mit: Honami Sato, Kiko Mizuhara
Amour toxique
Danach fliehen die beiden Frauen: ganz klassisch im Auto, auf einem geklauten Moped oder mit dem Zug. Dabei hinterlassen sie eine absurde Fülle von Spuren und bleiben dennoch unbehelligt von allen, die ihnen angeblich auf den Fersen sind: Mal sitzen sie plaudernd und kichernd im Restaurant, mal spielen sie Brettspiele. Auch im Ferienhaus von Reis Vater können sie es sich zunächst gemütlich machen, obwohl sie mit ihrem Einbruch dort den Security-Mann aufgeschreckt haben.
Offizieller Filmtrailer
So mäandert die Adaption des dreiteiligen Manga-Comics „Gunjō“ von Ching Nakamura mehr als zwei Stunden ziellos und ohne dramatische Höhepunkte vor sich hin. Nur am Rande geht es in diesem Roadmovie um die Frage, ob ihre Flucht gelingen wird. Im Fokus steht etwas anderes: Was verbindet die beiden Frauen, was ist der Kitt ihrer – im Grunde toxischen – Beziehung? „Wir sind weder Freunde noch Liebende“, heißt es an einer Stelle. Das Ganze wirkt wie eine amour fou ohne amour.
Macht und Ergebenheit
Die Machtverhältnisse zwischen ihnen erscheinen anfangs einseitig, doch in Rückblenden zu ihrer gemeinsamen Schulzeit wird ihr paradoxes Verhältnis ins Licht gerückt. Nanae hat an Frauen eigentlich überhaupt kein sexuelles Interesse – und sie fühlt sich Rei unterlegen, obwohl die ihr in blinder Verliebtheit vollkommen ergeben ist.
Hintergrund
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und hier einen Bericht über den Film "Geständnisse - Confessions" – japanischer Racheengel-Thriller unter Schülern von Tetsuya Nakashima.
In der Badewanne sitzengelassen
Rei ist obsessiv und übergriffig, Nanae manipulativ – das wird schnell offenbar. Diese psychologische Komponente wird im Verlauf der zweieinhalb Stunden leider zunehmend uninteressant, da nur wenig Entwicklung sichtbar wird. So bleibt die Dynamik zwischen den beiden Protagonistinnen wenig nachvollziehbar; ihre Stimmungswechsel erscheinen unmotiviert.
Immerhin versucht sich Regisseur Ryuichi Hiroki an einer Figurenzeichnung jenseits von Klischees und abgenutzten Rollenbildern. Das funktioniert in dieser eigenwilligen Mixtur aus Ridley Scotts Thriller „Thelma & Louise“ (1991) über Freundinnen auf der Flucht und dem lesbischen Coming-of-Age-Film „Blau ist eine warme Farbe“ (2013) von Abdellatif Kechiche mal mehr, mal weniger.
Abschweifungen sind am besten
Zudem wirkt die langatmige Inszenierung oft unfokussiert: So erschließt sich nicht, welche erzählerische Funktion die in der Badewanne sitzengelassene Freundin haben soll, wenn dieser Nebenstrang nach Beginn des Films versandet und nur noch einmal kurz wieder auftaucht. Es gibt aber auch Passagen, in denen man der Handlung gern folgt, weil sich unerwartete Perspektiven eröffnen – wenn etwa aufblitzt, wie sich beide Frauen auf ihrer Flucht eigentlich erst kennenlernen. Paradoxerweise sind die stimmigsten Momente diejenigen, in denen sich diverse Abschweifungen weit vom Kern der Geschichte entfernen.