
Was würde passieren, wenn Manhattan für einige Stunden von der Außenwelt abgeschnitten wäre? Wenn plötzlich niemand mehr hinein oder heraus könnte? Und wenn New Yorks Zentrum von Polizisten auf der Suche nach zwei flüchtigen Verbrechern überschwemmt würde?
Info
21 Bridges
Regie: Brian Kirk,
101 Min., USA 2019;
mit: Chadwick Boseman, J.K. Simmons, Sienna Miller
Polizisten-Vater starb im Dienst
Verantwortlich für Manhattans vollständige Abriegelung ist der NYPD-Detective Andre Davis (Chadwick Boseman); sein Vater, ebenfalls Polizist, wurde einst im Dienst ermordet. Dieser Schicksalsschlag hat Davis sehr geprägt: Bei seiner eigenen Arbeit hat der Ermittler den Finger schnell am Abzug. Seiner Waffe fielen bereits mehrere Gangster zum Opfer. Daher eilt Davis der Ruf eines schießfreudigen Cowboys voraus; er rechtfertigt sich mit Notwehr.
Offizieller Filmtrailer
Gangster in der Radarfalle
Allerdings werden diese Vorgeschichte und sein Charakter nur knapp umrissen. Kurz nach Beginn bricht in einem Weingeschäft die Hölle los: Eigentlich wollten die Kleinkriminellen Michael Trujillo (Stephan James) und Ray Jackson (Taylor Kitsch) bloß 30 Kilo Drogen abgreifen, die angeblich dort lagerten. Dummerweise finden sie eine viel größere Menge, die sie nicht transportieren können.
Zudem werden sie von plötzlich auftauchenden Streifenbeamten überrascht. Während der verunsicherte Trujillo fast in eine Schockstarre verfällt, tötet der abgebrühte Jackson diverse Cops und schießt den Weg nach draußen frei. Weil beide Gangster auf ihrer überstürzten Flucht geblitzt werden, kann der herbeigerufene Davis ihren Aufenthaltsort ungefähr bestimmen – und lässt mit Erlaubnis seiner Vorgesetzten Manhattan bis zum Morgengrauen absperren.
Unglaubwürdige Verschwörung
Alle Zu- und Abfahrtswege sollen dicht gemacht werden: Betroffen sind neben den 21 Brücken Manhattans auch Tunnel und Fährschiffe. Das zumindest behauptet der Film, ohne jedoch diesen Ausnahmezustand ernsthaft spürbar zu machen. Abgesehen von gelegentlich durch die Hochhaus-Schluchten knatternden Hubschraubern und sporadisch eingestreuten TV-Live-Berichten scheint es eine Nacht wie jede andere zu sein. Weder Angst noch Unruhe breiten sich in der Bevölkerung aus. Und der Fahndungsdruck könnte auch deutlich höher sein.
Hintergrund
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Altmodisches Handwerk wirkt
Überdies sind viele Nebenfiguren eindimensionale Funktionsträger, die dem Treiben nur wenig Würze geben können. Ein Charakterkopf wie J. K. Simmons, der 2015 für seine Rolle als sadistischer Musiklehrer in „Whiplash“ von Regisseur Damien Chazelle einen Oscar als bester Nebendarsteller erhielt, darf zwar ab und zu sein verknautschtes Gesicht in die Kamera halten – doch das hilft bei einer derart überraschungsarmen Geschichte auch nicht weiter.
Zwei Faktoren machen „21 Bridges“ trotzdem halbwegs ansehnlich: die engagierte Darbietung von Hauptdarsteller Boseman und die streckenweise wirkungsvolle Inszenierung. Aus dem weitgehend spannungsfreien Plot kitzelt Regisseur Brian Kirk geschickt einige mitreißende Action-Passagen hervor. Erfreulicherweise durch im besten Sinne altmodisches Handwerk: Schießereien und Verfolgungsjagden kommen fast ohne digitale Hilfsmittel aus und wirken gerade dadurch umso intensiver. Leider tritt diese Qualität wegen der dramaturgischen Schwächen immer wieder in den Hintergrund.