„Der Schaum der Tage“ ist ein surrealistisch-visionärer Roman des Franzosen Boris Vian aus dem Jahre 1946. Sein Kultbuch, das damals seiner Zeit weit voraus war, erschuf ein eigenes Universum: Die Welt des Liebespaars Colin und Chloé steckt voller Wortspielereien, skurril-lebendiger Gegenstände, fantasievoller Figuren – und natürlich dem Jazz von Duke Ellington.
Info
Der Schaum der Tage
Regie: Michel Gondry
94 Min., Frankreich 2013
mit: Audrey Tautou, Romain Duris, Omar Sy, Gad Elmaleh
Feuerwerk aus Unsinn + Traumtänzerei
Das funktioniert hier wunderbar! Gondry entführt den Zuschauer in eine zugleich futuristisch und altmodisch aussehende Welt, in der der Fantasie scheinbar keine Grenzen gesetzt sind. Lässt man sich auf dieses Feuerwerk aus Unsinn und verspielter Ausstattung, überzeichneten Typen und Traumtänzerei ein, erlebt man eine wunderschön traurige Liebesgeschichte. Sie wird nicht wirklich erzählt, sondern eher assoziativ erfühlbar.
Offizieller Filmtrailer
Das Piano mixt Cocktails
Colin (Romain Duris) ist ein wohlhabender Müßiggänger und Träumer. Er wohnt zusammen mit seinem Koch/Anwalt/Freund (Omar Sy) in einem fantastischen Haus, das mal wie ein Zug, dann wieder wie ein Schloss oder eine Höhle aussieht, und genießt sein Leben.
Die Dinge um ihn herum haben ein Eigenleben und gestalten seine bunte Welt herrlich chaotisch. Ein Piano mixt Cocktails, die nach der Musik schmecken, die auf dem Instrument gespielt wird. Freunde werden mit zauberhaftem Essen bewirtet, und der Plattenspieler sorgt für aufregende Jazzmusik.
Kennenlernen bei Pudel-Geburtstagsparty
Als sich Colins bester Freund Chick (Gad Elmaleh) in die exotische Alise verliebt, weckt das Colins Sehnsucht nach wahrer Liebe. Er besteht darauf, sich augenblicklich ebenfalls zu verlieben. Auf der Geburtstagsparty des Pudels einer Freundin lernt er die schöne Chloé (Audrey Tautou) kennen.
Hintergrund
Weitere Rezensionen finden Sie in der Presseschau bei Film-Zeit
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Seerose wächst in der Lunge
Doch das joie der vivre währt nicht lange. Chloé wird krank: Eine Seerose wächst in ihrer Lunge, was das Leben des jungen Paares langsam, aber unaufhaltsam verändert. Chloés Krankheit kostet erst die Unbeschwertheit, dann Colins Vermögen und am Ende alle Farben. Collin muss sich Arbeit suchen: Der Traumtänzer zerbricht an der rationalen, funktionalen Welt.
Gleichzeitig entfärbt sich der Film von knallbunt zu schwarzweiß. Mit wachsendem Kummer verändert sich auch die Umgebung des jungen Paares. Collins Wohnung spiegelt ihre Seelenlage und Chloés Zustand wieder: Die Fenster werden trüb, die Zimmer schrumpfen und verfallen schließlich zu Ruinen.
Surrealer Ernst des Lebens
Bei diesem fortschreitenden Niedergang behält Regisseur Gondry den Spannungsbogen von Albernheit zu bitterem Ernst meisterlich unter Kontrolle: Seine Figuren bleiben trotz zahlloser technischer Gimmicks glaubhaft und berührend. Damit wird seine Verfilmung Vians surrealistischer Parabel auf den Ernst des Lebens folgerichtig und sensibel gerecht.