
Hemel (Hannah Hoekstra) hat etwas, was viele Männer mögen: Die junge Frau schleppt gern Liebhaber für eine Nacht ab. Sie macht sie provozierend an und geht mit ihnen ins Bett. Bis Hemel etwas stört, was schnell passiert: Einer drängt ihr eine Intim-Rasur auf, ein anderer will nach dem Sex noch kuscheln, der nächste wird ihr zu brutal. Und tschüss!
Info
Hemel
Regie: Sacha Polak,
83 Min., Niederlande 2012;
mit: Hannah Hoekstra, Hans Dagelet, Rifka Lodeizen
Papa ist Auktionator bei Christie’s
Leider hat ihr Vater wenig Zeit: Als Verantwortlicher für Moderne Kunst beim Auktionshaus „Christie’s Amsterdam“ ist er oft unterwegs. Dass er häufig seine Geliebten wechselt, macht Hemel dagegen nichts aus. Bis Sophie (Rifka Lodeizen) auftaucht: Mit ihr will Papa zusammenziehen, weil er sich vor ihr „zum ersten Mal nicht zu verstecken braucht“. Sofort denkt Töchterchen an Selbstmord.
Offizieller Filmtrailer
Vaterfixierung + Verlustangst
Um diese dürre Handlung aus vorhersehbar konstruierten Versatzstücken auf Spielfilmlänge zu strecken, bemüht Regisseurin Sacha Polak in ihrem Debüt die üblichen Kunstgriffe: zerdehnte Dialoge und lange atmosphärische Aufnahmen, mit willkürlichen Schnitten zerhackt, damit das Ganze irgendwie bewegt aussieht.
Wobei die Regisseurin offenbar in ihre Hauptdarstellerin vernarrt ist: Die Kamera klebt geradezu an ihrem mageren Körper, kreist unermüdlich um ihn herum und kann sich an ihm kaum satt sehen. Was sinnvoll wäre, würde sich das behauptete Seelendrama zwischen Lebensgier, Vaterfixierung und Verlustangst im Antlitz von Hemel spiegeln. Doch da ist nichts.
Wie ein remake von „Marieke und die Männer“
Hintergrund
Weitere Rezensionen finden Sie in der Presseschau bei Film-Zeit
Lesen Sie hier eine Besprechung des Films "Marieke und die Männer" - vulgärfreudianisches Psychogramm von Sophie Schoukens
und hier einen Bericht über den Film "Wer braucht schon eine Mutter" - tragikomisches Roadmovie von Antoinette Beumer mit Holly Hunter
und hier eine Rezension des Films "Callgirl– Slovenian Girl " - Prostitutions-Problemfilm von Damjan Kozole
Das wirkt über weite Strecken wie ein remake der flämisch-belgischen Produktion „Marieke und die Männer“ von Sophie Schoukens, die hierzulande 2012 ins Kino kam. In beiden Filmen ist die Hauptfigur eine Halbwaise, wächst im Intellektuellen-Milieu auf, ist auf Vater bzw. Mutter fixiert und weiß nichts vom Selbstmord des anderen Elternteils, tröstet sich aber mit One-Night-Stands darüber hinweg. Was natürlich nicht gut gehen kann.
Kein Sex vor der Hochzeit
Solche Szenarien verbreiten unter ihrem ach so zeitgemäßen look and feel eine ziemlich reaktionäre Botschaft: Weibliche Lust auf Sex mit wechselnden Partnern kann nur Ausdruck von Bindungsunfähigkeit sein, die unbewältigte Familien-Traumata ausgelöst haben.
Die passende Therapie deutet das Vorbild von Bruder Douwe und Freundin an: Kein Sex vor der Hochzeit. Vielleicht sollte Regisseurin Polak einfach ihre actrice fetiche Hoekstra heiraten: Homosexuellen-Ehe ist in den Niederlanden seit 2001 erlaubt.