
Vor zwölf Jahren stolperte Student Xavier (Romain Duris) in „Barcelona für ein Jahr – L´Auberge Espagnole“ ziellos und ausgesprochen unterhaltsam durch ein einjähriges Auslands-Studium in der katalanischen Hauptstadt. Der Erfolg des Films ermutigte Regisseur Cédric Klapisch drei Jahre später zum „Wiedersehen in St. Petersburg“ (2005). Nun schickt er sein alter ego ganz im Geiste der Globalisierung nach New York.
Info
Beziehungsweise
New York
Regie: Cédric Klapisch,
117 Min., Frankreich 2013;
mit: Romain Duris, Cécile De France, Audrey Tautou
Bei lesbischer Freundin absteigen
So packt Xavier wieder einmal seine Koffer. Er will den Kontakt zu seinen Kindern nicht verlieren und zugleich dem hohen Erwartungsdruck seines Verlegers entfliehen: Den Roman-Autor plagt eine schwere Schreibblockade. Wie vor zwölf Jahren in Barcelona kommt er auch diesmal wieder in der Wohnung seiner lesbischen Freundin Isabelle (Cécile de France) unter.
Offizieller Filmtrailer
US-Heiratskandidatin muss her
Ihr hat er einen Riesengefallen getan, indem er seinen Samen spendete, damit Isabelle sich mit ihrer US-Freundin Ju (Sandrine Holt) den gemeinsamen Kinderwunsch erfüllen konnte. Nun also kampiert Xavier auf dem Sofa des lesbischen Paars und versucht, sein Leben in New York zu organisieren.
Um seinen gerissenen Scheidungsanwalt bezahlen zu können, jobbt er schwarz als Fahrradkurier: Schließlich ist der Franzose mit einem Touristenvisum eingereist. Wenn er länger als drei Monate legal im Land bleiben will, hilft nur, möglichst schnell eine amerikanische Staatsbürgerin zu heiraten.
Ausländerbehörde schnell überzeugen
Wie es der Drehbuch-Zufall will, rettet Xavier einem chinesischen Taxifahrer das Leben. Nun steht dessen Großfamilie in seiner Schuld – und verfügt glücklicherweise über eine passende ledige Verwandte. Nach der Schnell-Hochzeit muss nur noch die Ausländerbehörde überzeugt werden. Dann kündigt auch noch Xaviers alte Jugendliebe Martine (Audrey Tautou) ihren Besuch an.
Solche Komödien werden bevorzugt mit dem Wort „turbulent“ beworben: Antiheld und Sympathieträger Xavier kommt anscheinend nie zur Ruhe. Sein Leben bleibt chaotisch, obwohl er die 40 schon überschritten hat. Anstatt in Paris gemütlich sein Schriftsteller-Dasein zu genießen, fängt er in New York noch einmal ganz von vorne an.
Gleicher Freundeskreis + Lebensstil
Auch sein Freundeskreis, der seit Barcelona-Tagen anscheinend gleich geblieben ist, agiert global. Doch die Protagonisten haben sich, abgesehen von Klamotten und Frisuren, kaum verändert: Sie sind impulsiv und unberechenbar wie eh und je. Allerdings haben sie inzwischen Kinder im Schlepptau und genug Geld für teure Flüge.
Hintergrund
Weitere Rezensionen finden Sie in der Presseschau bei Film-Zeit.
Lesen Sie hier eine Besprechung des Films “Mein Stück vom Kuchen” - Klassenkampf-Komödie von Cédric Klapisch
und hier einen Bericht über den Film "Der Schaum der Tage" - Michel Gondrys Verfilmung des Romans von Boris Vian mit Romain Duris + Audrey Tautou
und hier einen Beitrag über den Film "2 Tage New York" - franko-amerikanische Culture-Clash-Komödie von Julie Delpy.
Chaos-Animationen + fiktive Debatten
Xavier lässt als frischgebackener Single noch einmal seine wilden Studententage aufleben. Er findet dennoch genug Zeit für seine Kinder und die Aufgabe, mit seiner chinesischen Gattin dem Herrn von der Einwanderungsbehörde das Theaterstück vom glücklichen Ehepaar vorzuspielen.
In der Inszenierung bleibt sich Regisseur Klapisch auch im letzten Teil seiner Komödien-Trilogie treu. Einfallsreiche Animationen illustrieren Xaviers äußeres und inneres Chaos – oder er führt fiktive Gespräche; diesmal mit Schopenhauer.
Chinesisches Kopfzerbrechen
Der französische Originaltitel lautet übrigens „Casse-tête chinois“, also „Chinesisches Kopfzerbrechen“: Der Anfang der Film-Trilogie markiert auch irgendwie das Ende. Aber vielleicht muss Xavier in zehn Jahren noch einmal nach China reisen oder so. Das könnte äußerst lustig werden.