Girl meets boy: Gabrielle und Martin, beide Anfang 20, verlieben sich leidenschaftlich ineinander. Gabrielles Schwester Sophie ist von ihrer zarten Liebe begeistert und hilft mit Rat und Tat. Martins Mutter ist besorgt, überfürsorglich und hat Schwierigkeiten, ihren Sohn loszulassen.
Info
Gabrielle – (K)eine ganz normale Liebe
Regie: Louise Archambault,
104 Min., Kanada 2013;
mit: Gabrielle Marion-Rivard, Alexandre Landry, Mélissa Désormeaux-Poulin
WBS ähnelt Down-Syndrom
Gabrielle und Martin sind behindert: Sie haben das Williams-Beuren-Syndrom (WBS). Für diesen genetischen Defekt, der dem Down-Syndrom ähnelt, sind bestimmte äußere Merkmale und verminderte Intelligenz charakteristisch. Manche Betroffene leiden an Diabetes, Herzfehlern oder sind motorisch eingeschränkt. Doch WBS-Patienten haben auch besondere Stärken: Sie sind sehr musikalisch, kontaktfreudig und eloquent – und werden deshalb oft als cocktailparty personalities bezeichnet.
Offizieller Filmtrailer
Sie lebt betreut, er noch zuhause
Regisseurin Louise Archambault stellt in ihrem sensiblen Film „Gabrielle – (K)eine ganz normale Liebe“ die Frage nach Norm und Normalität in vielen Facetten. Ihr unbefangener Blick, das grandiose Spiel der Hauptdarstellerin mit WBS und wunderbare Nebendarsteller ergeben einen berührenden Film, der unterhält und nachdenklich stimmt.
Schauplatz ist Montreal: Gabrielle (Gabrielle Marion-Rivard) lebt in einer betreuten Wohngruppe, Martin (Alexandre Landry) bei seiner Mutter. Beide singen leidenschaftlich gern im Chor eines Kulturzentrums für Behinderte. Dort probt man für ein großes Festival und fiebert dem Auftritt eines bekannten frankokanadischen Sängers entgegen.
Sexualität und Liebe unter Behinderten
Hintergrund
Weitere Rezensionen finden Sie in der Presseschau bei Film-Zeit.
Lesen Sie hier eine Besprechung des Films “Die Thomaner” - Doku von Paul Smaczny + Günter Atteln zum 800-jährigen Bestehen des Knaben-Chors
und hier einen Bericht über den Film "Im Garten der Klänge" - über einen blinden Musik-Therapeuten von Nicola Bellucci
und hier einen Beitrag zum Film “Das Lied des Lebens” - Doku von Irene Langemann über einen Chor alter Menschen.
Als sich Gabrielle und Martin ineinander verlieben, wünschen sich beide mehr Freiheit und Selbstbestimmung. Ihr Wunsch, ein ganz „normales“ Leben zu führen, bringt aber Probleme mit sich: Was ist möglich, und wer hat die Verantwortung? Sexualität und Liebe unter Behinderten ist immer noch tabuisiert, mit Unsicherheiten und Ängsten besetzt. Das junge Paar muss sich durchsetzen und dabei auch eigene Grenze erkennen.
Realität unter Zuckerguss
Die Stärke des Films liegt in seiner Leichtigkeit. Die Darsteller spielen sich mit Lebensfreude und Authentizität sofort in die Herzen der Zuschauer. Anstelle eines Filmes über Behinderte hat Regisseurin Archambault einen Film mit starken Persönlichkeiten gedreht, der Einblicke in eine sonst oft verborgene Welt offenbart. Kleine Kitsch-Momente wie die süßliche Filmmusik verzeiht man da gerne: Unter dem Zuckerguss blitzt stets Realitätsnähe durch.