„Wenn wir hier alle Polizisten mit rassistischen Neigungen entlassen würden, säßen in der Station nur noch zwei Leute. Und die hätten was gegen Schwule.“ Es scheint ein toller Ort zu sein, dieses Ebbing, Missouri, das Polizeichef Willoughby (Woody Harrelson) in derart leuchtenden Farben schildert. Die Aussage trifft den Ton dieser doppelbödigen Tragikomödie des Regisseurs Martin McDonagh, der zuletzt „Brügge sehen… und sterben?“ (2008) gedreht hat. Auch hier ist das bonmot so ernst gemeint wie der abgründige gag.
Info
Three Billboards outside Ebbing, Missouri
Regie: Martin McDonagh,
115 Min., USA/ Großbritannien 2017;
mit: Frances McDormand, Woody Harrelson, Sam Rockwell
Der nette Todkranke
Darauf fragt sie auf eigens angefertigten Plakaten den Polizeichef, warum es noch immer keine Verhaftung gibt. Im kleinen Ebbing haben die Leute zu diesem Vorgang natürlich schnell eine Meinung – und in der Regel keine positive. Warum dem armen Willoughby solchen Ärger bereiten, wo er doch ein so netter Mensch ist und wegen einer Krebserkrankung sowieso nicht mehr lange zu leben hat?
Offizieller Filmtrailer
Alle wollen nur ihre Ruhe
Doch nun müssen sich diverse Personen zu dem Plakatärgernis irgendwie verhalten: der Polizeichef, sein tendenziell gewalttätiger und nicht besonders heller Mitarbeiter Dixon (Sam Rockwell), der Besitzer der Werbeagentur, Mildred selbst, ihr jugendlicher Sohn und Ex-Ehemann. Der verklemmte wie rassistische Dixon fühlt sich und seine Zunft angegriffen, weil Willoughby sein großes Vorbild ist. Mildreds Verwandte finden sie ziemlich peinlich und würden mit der Sache lieber abschließen.
Mildred aber bleibt stur und ungerührt, auch weil sie wegen des Tods der Tochter von Schuldgefühlen geplagt wird. Nur Polizeichef Willoughby möchte vermitteln. Doch ihm bleibt nicht mehr viel Zeit. Aufgestaute Wut und latente Gewalt treten zutage. Und irgendwann ist die Gewalt real: Der Agenturbesitzer landet im Krankenhaus, die Plakatwände brennen, die Polizeistation auch.
Viel Understatement
Hintergrund
Lesen Sie hier eine Rezension des Films “Promised Land” – Polit-Thriller von Gus van Sant mit Frances McDormand
und hier einen Bericht über den Film "Schloss aus Glas" - Familien-Drama von Destin Daniel Cretton mit Woody Harrelson
und hier einen Beitrag über den Film "The Guard - Ein Ire sieht schwarz" - schwarzhumorige Krimi-Komödie von John Michael McDonagh.
Doch der Film hat auch eine andere Seite, weil er sich viel Zeit für seine Figuren nimmt. Für die liegt Liebe, Verständnis und Vergebung nahe beieinander. Und wenn dann mal ein Vorurteil fallen gelassen oder sich die Zeit genommen wird, den anderen zuzuhören, kommt es schließlich zu höchst seltsamen Allianzen von Menschen, die einem zusehends ans Herz wachsen: Von der verhärmten Mildred bis zum dämlichen Dixon.
Anrührender Tod
Den sensiblen Polizeichef und seinen liebevollen Umgang mit anderen liebt man sowieso. Sein Tod ist eine anrührende Tragödie. Obwohl das Jahr jung ist, lässt sich eines mit Sicherheit sagen: „Three Billboards Outside Ebbing…“, der jüngst für sieben Oscars nominiert wurde, ist einer der ganz großen Filme des Jahres.