Wenn Steve Butler (Matt Damon) auf die Arbeit geht, zieht er sich erst einmal um. Er vertauscht seinen Anzug mit Karohemd und sandfarbenen Bundfaltenhosen. Kollegin Sue (Frances Mc Dermand) steigt ebenfalls in Jeans und T-Shirt, selbst das Auto wird gewechselt. Alles Psychologie.
Info
Promised Land
Regie: Gus van Sant
107 Min., USA 2013
mit: Matt Damon, John Krasinski, Frances McDormand, Rosemarie DeWitt, Hal Holbrook
Aufstieg durch neuen Auftrag
Dieser neue Auftrag könnte für Steve einen beruflichen Aufstieg bringen. Die ältere Sue sieht den Job gelassener. Zunächst scheint auch bei diesem Einsatz alles gut zu laufen, bis der junge, charismatische Umweltschützer Dustin Noble (John Krasinski) auftaucht und die Leute der Gegend aufwiegelt, indem er ihnen die Gefahren des „Frackings“ aufzeigt, die kein Geld der Welt aufwiegen kann.
Um an das in tiefen Gesteinsschichten lagernde Erdgas heranzukommen, werden Millionen Liter eines giftigen Chemikalien-Cocktails in die Erde gepumpt, dessen Nebenwirkungen auf Mensch und Umwelt nicht hinreichend erforscht sind.
Offizieller Filmtrailer
Multitalent Matt Damon
Eigentlich wollte Hauptdarsteller und Drehbuchautor Matt Damon bei „Promised Land“ endlich selbst Regie führen. Doch wie bereits bei „Good Will Hunting“, zu dem er auch das Drehbuch beisteuerte und die Hauptrolle spielte, gab es Terminschwierigkeiten. Aber offenbar verstehen sich Damon und Van Sant so gut, dass sie diese Arbeitsteilung nun bereits das dritte Mal (Nummer zwei war „Gerry“) praktizierten.
Wer nun den großen Anti-Fracking-Film erwartet, dürfte leicht enttäuscht werden. Darum geht es Regisseur Gus van Sant und Autor Damon nur vordergründig. Außerdem ist eine Dokumentation dazu sicher besser geeignet. Der Titel ist jedoch gut und vieldeutig gewählt; Versprechungen machen sich nämlich nicht nur die Bauern, sondern auch der Konzern.
Wahrheit und Verantwortung
„Promised Land“ ist weniger ein Umweltthriller – den gibt es mit dem großartigen „Erin Brokovich“ ja auch schon – sondern eher ein hochmoralisches Stück über Wahrheit und Verantwortung und die äußerst breite Grauzone zwischen „Gut“ und „Böse“.
Hintergrund
Weitere Rezensionen finden Sie in der Presseschau bei Film-Zeit
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Bedenken gegenüber „Fracking“
Steve ist eigentlich ein Idealist. Trotz des Wissens, dass „Fracking“ ein Va-Banque-Spiel ist, glaubt er im Grunde, den Bauern etwas Gutes zu tun: Sie können ihre Existenzgrundlage retten oder irgendwo anders neu anfangen. Selbst auf dem Dorf aufgewachsen, musste er als Junge zusehen, wie seine Familie durch unglückliche Umstände ihre Farm verlor.
Dass die Bedenken gegenüber „Fracking“ berechtigt sind, geht ihm erst nach und nach auf, nicht zuletzt durch den Wettbewerb, den er sich mit dem Umweltschützer um die Sympathie der Ortsansässigen und vor allem einer schönen Bäuerin liefert. Und Noble ist alles andere als das, was sein Name verspricht.
Behutsam + detailgenau inszeniert
Obwohl die Koordinaten mit bösem Firmen-Abzocker, sturen Dorfbewohnern und nettem Umweltschützer vorhersehbar scheinen, hat die Handlung ungewöhnliche Wendungen, die van Sant behutsam und mit genauem Blick fürs Detail inszeniert.
Dazu kommt ein durchweg hervorragendes Schauspielerensemble. Man schaut den Figuren gern zu. Ein Wohlfühlfilm ist das aber trotzdem nicht. Auch längere Zeit danach macht er noch nachdenklich. Was will man als engagierter Regisseur mehr?