Tim Burton

Beetlejuice Beetlejuice

Beetlejuice (Michael Keaton). Foto: © 2024 Warner Bros. Entertainment Inc. All Rights Reserved.
(Kinostart: 12.9.) Drei Hochzeiten und Dutzende von Todesfällen: Regisseur Tim Burton spendiert seiner Gruselkomödie von 1988 eine Fortsetzung. Die Tricks sind nun digital, doch der Humor ist immer noch so kindlich wie morbide. Ein Feuerwerk schräger visueller Gags mit großer Starbesetzung.

Seit Mitte der 1980er Jahre wandelt Regisseur Tim Burton auf dem schmalen Grad zwischen seinem eigenen, unverwechselbaren Stil, der geprägt ist von B-Movies, Trash-Kultur samt altmodischen Filmtricks, und den Zwängen, die große Budgets mit sich bringen. Mit Erfolg: Trotz einiger Ausreißer sind bis heute die meisten Tim-Burton-Filme sofort als solche erkennbar.

 

Info

 

Beetlejuice Beetlejuice

 

Regie: Tim Burton,

104 Min., USA 2024;

mit: Michael Keaton, Winona Ryder, Monica Bellucci

 

Weitere Informationen zum Film

 

Das gilt allemal für seine Gruselkomödie „Beetlejuice“, die Burton 1988 den Durchbruch bescherte; sie ebnete ihm den Weg zu Mainstream-Produktionen wie „Batman“ (1990) und „Mars Attacks“ (1995). Das gilt ebenso für die Fortsetzung „Beetlejuice Beetlejuice“, die er 36 Jahre später nachreicht. Sie ist eine einzige verspielte Reise in seine eigene Vergangenheit.

 

Filmtricks aus der analogen Welt

 

Zur Erinnerung: Der erste „Beetlejuice“-Film ist entstanden, bevor Computer Generated Images (CGI) das Geschäft mit bewegten Illusionen für immer veränderten. Dieser Film bestand aus einer geballten Ladung krauser visueller Einfälle. Um sie zu realisieren, nutzte Burton ein ausgedehntes Arsenal prä-digitaler Tricks: Stop-Motion, Greenscreen, jede Menge Latex und schräge Perspektiven auf schiefwinklige Bühnenbilder in unterschiedlichen Maßstäben.

Offizieller Filmtrailer


 

Spektakuläre Todesarten als running gags

 

Die Hauptrollen spielten Geena Davis und Alec Baldwin, die als frisch verstorbenes Liebespaar zwischen der Welt der Lebenden und dem Totenreich wandelten, vulgo: spukten. Heimlicher Star des Films war aber die junge Winona Ryder als Lydia Deetz, die am Ende zu Calypso-Klängen in der Luft schwebte. Ihnen allen die Show stahl der unheimliche Michael Keaton als halbverwester „Bio-Exorzist“ Betelgeuse. Seine Figur soll Burton inspiriert haben, aus dem ursprünglich düster konzipierten Horror-Film eine Klamotte zu machen.

 

Er und Ryder sind 36 Jahre später wieder mit von der Partie; Catherine O’Hara spielt großartig Lydias Stiefmutter Delia Deetz. Ihr Mann Charles stirbt gleich zu Beginn des Films; da ihm ein Hai das Haupt abbeißt, läuft er fortan kopflos durchs Jenseits. Spektakuläre Todesarten dürfen abermals als running gags herhalten; dabei nimmt Burton praktisch jeden Faden wieder auf, den er 1988 liegen ließ.

 

Heiratspläne einer Zerstückelten

 

Dass diese Fortsetzung nicht ohne CGI auskommt, sieht man ihr erst auf den zweiten Blick an. Zudem dient die Story eigentlich nur dazu, ein Feuerwerk optischer Scherze abzubrennen. Dennoch ist das Drehbuch im Vergleich zum ersten „Beetlejuice“-Film weitaus komplexer. Nun wandeln drei Deetz-Generationen zwischen den Welten, und wieder steuert alles auf eine Hochzeit zu. Aber welche?

 

Der verschlagene Betelgeuse plant immer noch, Lydia zu ehelichen, um in die Welt der Lebenden zurückzukehren. Die ist mittlerweile Witwe und Star einer parapsychologischen TV-Show; sie hat jedoch überstürzt den Heiratsantrag ihres nichtsnutzigen Produzenten angenommen. Zugleich setzt Betelgeuses Ex-Gattin (Monica Bellucci), die er einst ermordete, ihren zerstückelten Körper wieder zusammen, um ihren Verflossenen abermals vor den Traualter zu zerren.

 

Katz- + Maus-Spiel zwischen Welten

 

Hintergrund

 

Lesen Sie hier eine Rezension des Films "Big Eyes" – Kunstskandal-Ehedrama über eine naive Malerin von Tim Burton mit Amy Adams + Christoph Waltz

 

und hier eine Besprechung des Films "Abraham Lincoln Vampirjäger" – Historien-Horror-Mashup von Timur Bekmambetov, produziert von Tim Burton

 

und hier einen Beitrag über den Film "Jesus Shows You the Way to the Highway" – stimmige Science-Fiction-Groteske voller Popkultur-Zitate von Miguel Llansó.

 

Eine Schlüsselrolle spielt auch Lydias Tochter Astrid (Jenna Ortega): In der Hoffnung, ihren Vater zu finden, öffnet sie unwissentlich eine Pforte zur Totenwelt. So beginnt ein Katz- und Maus-Spiel zwischen den Welten – ähnlich turbulent wie im Musical „Hellzapoppin’“ (1941, deutsch: „In der Hölle ist der Teufel los“). Überhaupt ist der Film ein einziges nostalgisches Film-Festival voller Anspielungen auf Kino-Klassiker.

 

Dabei wirkt „Beetlejuice Beetlejuice“ noch etwas blutrünstiger als der Vorgänger, doch Burton versteht es meisterlich, derlei so cartoon-haft zu inszenieren, dass es eher niedlich als gruselig wirkt. Diesen zugleich kindlichen und morbiden Humor macht dem Regisseur so leicht keiner nach. Ein Paradebeispiel ist seine Auseinandersetzung mit der eigenen Vergänglichkeit.

 

Musik kommt zu kurz

 

Nur der Beitrag von Danny Elfman, der als Burtons Stammkomponist 16 seiner 19 Spielfilme vertont hat, kommt in diesem ansonsten rundum vergnüglichen Kino-Erlebnis etwas zu kurz. Seit Musik wird eher unterschwellig eingesetzt; oft muss sie weichen für abermals Calypso und jede Menge 1990er-Jahre-Radiohits. Letzteres pass immerhin zur Dramaturgie.