
Sie wären besser durch die Save geschwommen: Ein Stau auf der Straßenbrücke stürzt das Leben von vier Hauptstadt-Bewohnern ins Chaos. Mitten über dem Fluss springt Jasmina aus dem Taxi von Gavrilo und in die Tiefe. Im Auto lässt sie ihr Baby zurück: Der entgeisterte Fahrer wird zum unfreiwilligen Stiefvater für den Findling.
Info
Belgrad Radio Taxi
Regie: Srdjan Koljevic, 101 min., Serbien/Deutschland 2010;
mit: Nebojsa Glogovac, Branka Katic, Stipe Erceg
Orthodoxer Priester als Verehrer
Zudem verbindet beide, dass ungebetene Verehrer sie verfolgen. Anicas Schüler Marko stellt ihr schwärmend nach. Biljana wird heimlich vom Bruder ihres toten Ex angebetet – obwohl Stefan mittlerweile orthodoxer Priester und verheiratet ist. Derweil macht Gavrilo die Mutter des Babys ausfindig: Jasmina liegt im Koma in der Klinik. Als sie aufwacht, taucht auch ihr Lover Vuk auf – ein skrupelloser Rocker. Der betrachtet Gavrilo als Nebenbuhler und fackelt nicht lange.
Offizieller Film-Trailer
Aus dem Kinoland Serbien kam jahrelang wenig außer rabenschwarzen Kriegs-Dramen und Klamotten zu Balkan-Blasmusik à la Emir Kusturica. Das hat sich geändert: Eine neue Filmemacher-Generation ist nicht mehr auf Opfer und Leid der Jugoslawien-Kriege fixiert.
Von einem Schlamassel zum anderen
Auch Regisseur Srdjan Koljevic sieht seine Brücke zwischen Alt- und Neu-Belgrad als Metapher für den Mentalitäts-Wandel, den die Serben endlich wagen sollen: Im Autoradio dudeln sentimentale Schlager aus den 1960/70er Jahren, doch der Oldie-Sender wird bald abgeschaltet.
Leider hat Koljevic die Handlung hoffnungslos überkonstruiert: Alle Figuren sind irgendwie miteinander verbandelt, alle treffen ständig zufällig aufeinander, alle rutschen dauernd von einem Schlamassel in den nächsten. Das mag als Seifenoper oder Comedy angehen, wo Plausibilität wenig zählt; als Tragikomödie ist es schwer erträglich.
Inzest-Musical ist besser
Hintergrund
Lesen Sie hier eine Rezension der "donumenta 2011" in Regensburg über zeitgenössische Kunst aus Serbien.
Aber es bleibt bei einem Seitensprung – am Ende findet jedes Töpfchen sein Deckelchen. Wie man serbische Patchwork-Familien origineller auf die Leinwand bringt, hat Glogovac 2010 unter der Regie von Oleg Novković in «Beli beli svet» («Weiße weiße Welt») gezeigt: Ein Inzest-Drama als Musical.