Noch ein blutiger Schweden-Thriller mehr, diesmal als Werk eines international renommierten Starregisseurs: Lasse Hallström hat zum ersten Mal seit 20 Jahren wieder in seiner Heimat gedreht.
Info
Der Hypnotiseur
Regie: Lasse Halström
122 min., Schweden 2012;
mit: Mikael Persbrandt,
Lena Olin, Tobias Zilliacus
Überlebender im Koma
Vater, Mutter und die kleine Tochter sind tot. Dagegen überlebt der Teenager-Sohn Josef schwer verletzt und liegt im Koma. Der Fall ist ein großes Rätsel; zumal der Täter es gezielt darauf angelegt zu haben scheint, die ganze Familie auszulöschen.
Offizieller Filmtrailer
In Ungnade und Streit mit Ehefrau
In seiner Ratlosigkeit zieht der finnischstämmige Kommissar Joona Linna (Tobias Zilliacus) den Arzt Erik Bark (Mikael Persbrandt) hinzu: Er soll mit Hypnose dem überlebenden Josef im komatösen Zustand Einzelheiten über den Ablauf des Verbrechens entlocken.
Bark allerdings ist nicht nur als Hypnotiseur in Ungnade gefallen, sondern hat auch sonst allerlei Probleme, nicht zuletzt mit seiner Ehefrau Simone (Lena Olin). Zudem will ihn der Täter mit allen Mitteln daran hindern, die Hypnose-Sitzungen durchzuführen: Er entführt den Sohn der Barks und droht, ihn ebenso umzubringen.
Mehr Szenen einer Ehe als Thriller
Schwedens Superstar Mikael Persbrandt, in Deutschland vor allem bekannt als Gunvald Larsson aus der TV-Serie «Kommissar Beck», zeigt in diesem Film, was für ein wunderbarer Charakterschauspieler er ist: Der arg gebeutelte, tablettensüchtige ehemalige Hypnose-Arzt Erik Bark gerät ihm so lebensecht verzweifelt, dass man ihm am liebsten tröstend übers Stoppelhaar streicheln möchte.
Lena Olin gibt nicht minder eindrucksvoll Barks hypernervöse, eifersüchtige Ehefrau. Diese Paar-Konstellation birgt mehr Spannung als der gesamte Thriller-Plot. Das wird zum Problem dieses Films: Er scheint sich mehr für seine «Szenen einer Ehe»-Variante zu interessieren als für die Hintergründe des eigentlichen Thriller-Handlung.
Kinder für Adrenalinschübe
Die trumpft dafür mit allerlei Extra-Effekten auf. Da werden Kinder – sie sorgen in Thrillern automatisch für Adrenalinschübe beim Zuschauer – sowohl zu Opfern als auch zu Tätern; da fuchteln Irre mit Messern und Gewehren herum.
Hintergrund
Weitere Rezensionen finden Sie in der Presseschau
bei Film-Zeit.
Lesen Sie hier eine Besprechung des Films
“Red Lights” von Rodrigo Cortés mit Robert De Niro und Sigourney Weaver
sowie hier eine Rezension des Psycho-Thrillers “Babycall” von Pål Sletaune mit Noomi Rapace
und hier eine Kritik des Films "Lachsfischen im Jemen" von Lasse Hallström.
Hl. Schwedische Familie
Leider hat sich Lasse Hallström nicht entschieden, welche Geschichte er eigentlich erzählen will: die von der Gefährdung und wundersamen Rettung der Heiligen Schwedischen Familie oder jene von der verzweifelten Jagd auf Irre mit langen Messern. Dabei überzeugt die Beziehungs- und Familien-Geschichte, auch dank großartiger Darsteller, durch erzählerische Tiefe.
Daran fehlt es der Thriller-Handlung – obwohl sich in ihr das programmatische Gegenstück zur Legende von der Heiligen Familie verbirgt. Doch hier bleibt der Film ganz oberflächlich und wird zum effektvoll inszenierten, action- und splatter-fokussierten Genre-Kino: ein starkes erzählerisches Ungleichgewicht.