„Bande de Filles“ führt etwas auf die falsche Fährte: Im Französischen kann la bande zwar eine Verbrecher-Bande bezeichnen, die englische gang, aber auch einfach eine Clique. Das ist hier eher gemeint, denn die Mädchen sind nicht wirklich kriminell – von kleinen Gaunereien abgesehen. International wird der Film daher unter dem Titel „Girlhood“ vertrieben.
Info
Bande de Filles –
Girlhood
Regie: Céline Sciamma,
112 Min., Frankreich 2014;
mit: Karidja Touré, Assa Sylla, Lindsay Karamoh
Look and feel in der banlieue
Derlei wäre Marieme (Karidja Touré) und ihren drei schwarzen Freundinnen ohnehin egal: Für sie zählt look and feel. Jedenfalls, nachdem Marieme von der Schule abgehen muss und sich dem Trio um die großspurige Lady (Assa Sylla) anschließt: Sie tauft die Novizin in Vic um, verordnet ihr einen neuen style und bringt ihr das lässige Gehabe einer meuf branchée bei – cooles Auftreten ist angesagt, um sich auf den Straßen ihrer banlieue zu behaupten.
Offizieller Filmtrailer
Schöne Kunst des Zeittotschlagens
Fortan frönt Vic mit Lady, Adiatou und Fily der schönen Kunst des Zeittotschlagens, wobei die Kamera geduldig zusieht. Regisseurin Sciamma inszeniert das sorgfältig in eleganten Bildern: Ausflüge nach Paris centre, Streunen durch shopping malls, selbst monotone Hochhaus-Zeilen in der banlieue erscheinen in der unterkühlten Hochglanz-Ästhetik von Werbespots.
Ebenso die unvermeidlichen Imponier-Rituale unter Jugendlichen: Wenn das Quartett in der U-Bahn auf eine andere bande de filles trifft und sie sich gegenseitig minutenlang über das Gleis hinweg anmachen und runterputzen. Oder frau sich im futuristischen quartier La Défense zur dance battle trifft, um im Schatten des gigantischen Bogen-Baus die neuesten moves vorzuführen.
Kleine Fluchten im Hotelzimmer
Hintergrund
Weitere Rezensionen finden Sie in der Presseschau bei Film-Zeit.
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und hier einen Beitrag über den Film "Jung & schön" von François Ozon über eine Lolita als Luxus-Prostituierte
und hier einen Bericht über den Film “Shopping Girls – Galerianki” von Katarzyna Rosłaniec über Teenie-Prostitution in Polen.
Entwicklung findet dagegen nur in kleinen Dosen statt. Vics erste Liebe samt erstem Sex lässt ihren großen Bruder schäumen; sie flieht vor der Verleumdung als Schlampe; Drogen kommen ins Spiel, und unversehens mutiert sie zur Teenie-Hure. Alles viel zu flüchtig und sprunghaft skizziert, um glaubhaft zu wirken; es erinnert an altbackene Moritaten von gefallenen Mädchen.
Töchter der culture bling-bling
Offensichtlich ist Regisseurin Sciamma zu sehr vom look and feel ihrer schwarzen Akteurinnen fasziniert: „Bande de filles“ stilisiert sie zu selbstbewussten Rebellinnen, die nicht wie ihre Mütter als Putzfrauen und Serviererinnen enden wollen. Doch ihre Posen erschöpfen sich in Konsumismus und gossip – Töchter der culture bling-bling, die längst auch Frankreich erobert hat.
Mag sein, dass der Film damit eine aktuelle Momentaufnahme aus den Pariser Vorstädten liefert. Mehr aber auch nicht; wie ein fast zweistündiger black pride-Videoclip, dessen episodische Schauwerte folgenlos verflackern.