
Die Schatzsuche ist ein beliebtes Spiel auf Kindergeburtstagen, aber auch Erwachsene finden Gefallen daran – vor allem, wenn es um Geld geht. Im Film „Der Schatz“ des rumänischen Regisseurs Corneliu Porumboiu machen sich Adrian (Adrian Purcarescu) und Costi (Toma Cuzin), zwei eher nüchterne Männer mittleren Alters aus Bukarest, auf die Suche nach dem Vermögen von Adrians Urgroßvater.
Info
Der Schatz
Regie: Corneliu Porumboiu,
89 Min., Rumänien/Frankreich 2016;
mit: Toma Cuzin, Adrian Purcarescu, Corneliu Cozmei
Sehnsucht nach wilderem Leben
Warum sich der solide Beamte Costi, der mit seiner Familie in bescheidenem Wohlstand lebt, auf dieses abenteuerliche Unterfangen einlässt, bleibt zunächst rätselhaft; 800 Euro Entgelt für den Fachmann sind auch für ihn viel Geld. Offenbar ist es die Sehnsucht nach einem aufregenderen Leben, das aus mehr besteht als Verkehrsstaus auf dem Weg ins Büro und Aktenbearbeitung. Lichtpunkt in diesem Durchschnittsdasein ist Costis kleiner Sohn, dem er jeden Abend die Geschichte von Robin Hood vorliest.
Offizieller Filmtrailer, OmU
Verschüttete Geschichte freilegen
Regisseur Corneliu Porumboiu zählt zu den bekanntesten Vertreten des rumänischen Neorealismus im Kino, der seit einem Jahrzehnt Furore macht. Seine Figuren tragen ihr Herz nicht auf der Zunge. Das Wesentliche entschlüpft ihnen wie nebenbei, passiert zwischen den Zeilen. Auf der Handlungsebene geschieht nicht sonderlich viel. Viele Einstellungen sind sehr lang – etwa, wenn der Detektor-Spezialist mit einem seltsam piepsenden Gerät durch den Garten läuft, während Costi und Adrian skeptisch zusehen.
Hintergrund
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Polizei beachtet Gesetze
Anstelle vermeintlicher Rumänien-Stereotype, etwa Sozialtristesse, ist die Grundstimmung des Films positiv: Versprechen werden nicht gebrochen, Kinder nicht vernachlässigt, und selbst die Polizei hält sich an die gesetzlichen Vorschriften. Vom Publikum verlangt „Der Schatz“ ein genaues Hinsehen. Porumboius Erzählweise ist sehr reduziert, dabei aber in höchstem Maße präzise; mit durchaus humorvoller Tonlage, auf sehr lakonische Art.
Bei der Besetzung vertraut Porumboiu auf sein unmittelbares Umfeld. Adrian Purcarescu, ein mit ihm befreundeter Regisseur, oder der Metalldetektor-Spezialist Corneliu Cozmei spielen sich quasi selbst. Die Ehefrau und der Sohn von Costi sind auch im realen Leben die Familie des Schauspieler Toma Cuzin. Überdies erzählt man sich in Purcarescus Familie eine Legende vom verlorenen Schatz, auch wenn die Suche nach ihm bislang ergebnislos war. Das geradezu märchenhafte Ende des Films setzt sich gegen die Realität zur Wehr – und macht sie damit erträglich.