Beruhigend an Kriegen sind übersichtliche Verhältnisse: hier die Helden, dort die Schurken, und nun hau‘ drauf und Schluss! Nach diesem Muster hat auch Robert Edsel 2009 sein Buch „The Monuments Men“ gestrickt, wie der Untertitel verkündet: „Allied Heroes, Nazi Thieves and the Greatest Treasure Hunt in History“.
Info
The Monuments Men – Ungewöhnliche Helden
Regie: George Clooney,
124 Min., USA/ Deutschland 2013;
mit: George Clooney, Matt Damon, Bill Murray, Jean Dujardin, Cate Blanchett
Wie in Monumentalfilmen der 1950/60er
Insofern hätte dieser Film hervorragend in die Hochphase des Kalten Kriegs gepasst. Auch der so aufwändige wie lässige Umgang mit Zeitkolorit erinnert an Monumentalfilme der 1950/60er Jahre. Reproduktionen von fast 1000 Kunstwerken wurden gekauft oder eigens hergestellt, um ganze Bergwerks-Schächte zu füllen.
Offizieller Filmtrailer
Landkarten-Lesen auf Altar-Tafel
Dort werden sie dann wie im Museum arrangiert, damit die kühnen Helden sofort auf die Brügger Madonna von Michelangelo oder ein Selbstporträt Rembrandts stoßen, wenn sie hereinstolpern. Wozu Meisterwerke umständlich verpacken, wenn sie doch von wackeren Amis gleich wieder ausgepackt werden?
Bei der Suche nach Bergwerken, in denen Kunst eingelagert ist, benutzen die Helden eine Landkarte, auf der ihre Ortsnamen in Balkenlettern aufgedruckt sind. Die breiten sie auf einer Holzplatte aus, die sich beim Umdrehen als letzte vermisste Tafel des Genter Altars entpuppt, nach der die Spürnasen verzweifelt fahnden. Es lebe Indiana Jones als Jäger des verlorenen Kunstschatzes!
Stars stehen sich gegenseitig im Weg
Oder eher: Tick, Trick und Track mit ihrem tapferen Fähnlein Fieselschweif. Denn Clooney präsentiert als Regisseur und Darsteller des Kunsthistorikers Frank Stokes das Ganze als Gemeinschaftsleistung. Was leicht absurde Züge annimmt, wenn die US-Experten dunkle Gänge gemeinsam wie pirschende Pfadfinder ausforschen.
Damit sie alle häufig genug im Bild sind: Clooney hat ein beeindruckendes Star-Ensemble verpflichtet. Matt Damon, Cate Blanchett, John Goodman, Bill Murray und Jean Dujardin, der Oscar-Preisträger für „The Artist“ – dieses line up würde fast für eine Hollywood-Halbjahresproduktion ausreichen. Hier stehen sich die Stars eher gegenseitig im Weg. Goodman und Murray hampeln in Uniform derart herum, dass jeder Offizier sie sofort strafversetzen würde.
Manches richtig, anderes hanebüchen
Hintergrund
Weitere Rezensionen finden Sie in der Presseschau bei Film-Zeit
Lesen Sie hier eine Besprechung des Films “The Ides of March – Tage des Verrats” - Polit-Thriller von George Clooney mit Ryan Gosling
und hier einen Bericht über den Film “Promised Land” – Polit-Thriller mit Matt Damon von Gus van Sant
und hier einen Beitrag über den Film “Blue Jasmine” – Tragikomödie mit Cate Blanchett von Woody Allen
Doch in Bergwerks-Stollen auf Reichsgebiet lagerte nicht nur Raubkunst, sondern vor allem Bestände deutscher Museen und Forschungsinstitute, um sie vor Luftangriffen zu schützen. Und Hitlers so genannter Nero-Befehl kurz vor Kriegsende bezog sich auf die Zerstörung von Infrastruktur; im Film fackeln sogleich SS-Schergen Gemälde von Picasso und Raffael ab.
Revival der Militär-Klamotte
Aus kalifornischer Sicht mögen solche Fakten Kleinigkeiten sein: Hauptsache, die G.I.s bringen Millionen Kunstwerke vor Nazi-Unholden – und ihren sowjetischen Nachfolgern – in Sicherheit und haben dabei Spaß. Den mag auch erleben, wer ein Faible für das so gut wie ausgestorbene Genre der Militär-Klamotte hat. Wie bei Kriegsende tatsächlich Kunst geborgen wurde, lässt der Film aber nur erahnen.