Ryan Gosling + Harrison Ford

Blade Runner 2049

Der LAPD Polizist K (Ryan Gosling) und der ehemalige LAPD Blade Runner Rick Deckard (Harrison Ford). Foto: © 2017 Sony Pictures Releasing GmbH
(Kinostart: 5.10.) Erinnerungen aus der Zukunft: Die Fortsetzung des SciFi-Klassikers „Blade Runner“ von Regisseur Denis Villeneuve erzählt von einer Welt, in der virtuell und real ununterscheidbar sind – intensive Dystopie in düsteren Bildern.

Die Messlatte für „Blade Runner 2049“ liegt hoch. Das Original von 1982 unter der Regie von Ridley Scott wurde zu einem der einflussreichsten science fiction-Filme aller Zeiten. Als visuell beeindruckende wie wagemutige Dystopie reflektierte sie die Ängste und Hoffnungen der Gegenwart – und prägte bis heute die Popkultur: von Musik über Filme bis zu Literatur.

 

Info

 

Blade Runner 2049

 

Regie: Denis Villeneuve,

163 Min., USA/ Kanada/ Großbritannien 2017;

mit: Ryan Gosling, Harrison Ford, Ana de Armas

 

Website zum Film

 

Die Fortsetzung von Regisseur Denis Villeneuve erfordert nicht zwingend die Kenntnis des Vorgängers. Doch wer ihn kennt, wird die vielen Referenzen zu schätzen wissen. Der Frankokanadier, der bereits 2016 mit „Arrival“ eine innovative Science-Fiction-Geschichte vorlegte, entwickelt die alten Motive weiter, verknüpft sie mit den aktuellen technischen Möglichkeiten und stellt erneut jene grundsätzliche Frage nach dem, was den Menschen ausmacht.  

 

Unterwürfig statt rebellisch

 

Jener (echte) Mensch teilt die Welt mit den Replikanten, den Robotern in Menschengestalt, die als Sklaven auf der Erde und in den außerirdischen Kolonien eingesetzt werden. Sie unterscheiden sich äußerlich nicht von den Menschen, sind ihnen aber körperlich und psychologisch weit überlegen. Doch seit der damaligen Rebellion der alten Replikanten-Modelle gegen ihre Schöpfer sind sie darauf programmiert, unterwürfig zu sein.

Offizieller Filmtrailer


 

Ruhestand gleich Tod

 

Der Polizist K (Ryan Gosling) ist ein solcher Neo-Replikant. Im Auftrag seiner abgebrühten Vorgesetzten Joshi (Robin Wright) sucht er entflohene Replikanten der alten Generation, um sie „in den Ruhestand“ zu versetzen – ein Euphemismus für töten. Während eines solchen Routinejobs stößt K auf ein Geheimnis, das in Zusammenhang mit dem vor 30 Jahren verschwundenen Blade Runner Rick Deckard (Harrison Ford) steht.

 

Das bedroht K´s Chefin zufolge nichts weniger als die ohnehin fragile Ordnung der Gesellschaft. Sie beauftragt K, die Beweise zu vernichten. Doch der ist längst keiner Jäger mehr, sondern Gejagter. Sein einziger Beistand ist das Hologramm Joi (Ana de Armas), das ihm jeden Tag nach der Arbeit in seiner einsamen Wohnung Gesellschaft leistet.

 

Wohldosierte action

 

Das Geheimnis und die pseudoreligiös verbrämten Machtfantasien des Antagonisten Niander Wallace (Jared Leto) sind die inhaltlichen Schwachpunkte des Drehbuchs. Doch der düstere plot, der heutige Entwicklungen weiterdenkt, tröstet darüber hinweg.

 

Hintergrund

 

Lesen Sie hier eine Rezension des Films "Arrival" - intelligenter SciFi-Psychothriller von Denis Villeneuve

 

und hier einen Bericht über den Film "Enemy" – klaustrophobischer SciFi-Psycho-Thriller als Verfilmung eines Romans von José Saramago durch Denis Villeneuve

 

und hier eine Besprechung des Films „Der Marsianer – Rettet Mark Watney“ – monumentale Robinsonade auf dem Mars mit Matt Damon von Ridley Scott 

 

und hier einen Beitrag über den Film "Valerian - Die Stadt der tausend Planeten (3D)" - originelle ScFi-Comic-Action von Luc Besson

 

So werden dunkle, überbevölkerte Straßenschluchten von Werbehologrammen beherrscht, die mit Passanten interagieren. Es gibt fast nur noch künstliche Dinge; die Grenzen zwischen „real“ und „virtuell“ sind vollständig verwischt. Seien es Hologramme mit vermeintlich eigener Persönlichkeit, künstliche Erinnerungen oder artifizielle Nahrungsmittel, die aussehen wie eine schmackhafte Mahlzeit. „Blade Runner 2049“ nimmt sich viel Zeit, eine beklemmende Atmosphäre aufzubauen. Das Erzähltempo ist für einen blockbuster ungewöhnlich langsam; action ist bis auf den überlangen Schluss nur wohldosiert zu sehen.

 

Kalifornien im Dunst

 

Der look des Filmes ist mindestens so wichtig wie sein Inhalt. Die Erde ist eine lebensfeindliche Wüste voller Zivilisationsschrott und ausrangierter Artefakte. Kalifornien liegt unter einer ewigen Dunstglocke, aus der es abwechselnd schneit oder regnet.

 

Sehr beeindruckend sind auch die Lichtsetzung, die Kameraarbeit sowie das Kostüm- und set design, passend unterlegt mit einem eindringlichen  Synthesizer-Klangteppich von Hans Zimmer und Benjamin Wallfisch, die Motive aus dem Vangelis-soundtrack von 1982 aufgreifen. Der Film sei ein Liebesbrief an das Original, erklärt der Regisseur. Das ist ihm gelungen – eine respektvolle hommage mit eigener Note.