Eigentlich ist alles ganz einfach. Zieht man die verschiedenen kulturellen und religiösen Prägungen ab, die Menschen einander spinnefeind werden lassen, sind sie im Grunde vor allem: Menschen. Ist diese tiefere Wahrheit erst einmal erkannt, gibt es nichts mehr, das zwischen ihnen stehen oder sie trennen könnte.
Info
Nicht ganz koscher –
Eine göttliche Komödie
Regie: Stefan Sarazin und Peter Keller,
120 Min. Deutschland 2022;
mit: Luzer Twerski, Haitham Omari
Weitere Informationen zum Film
Alexandria-Gemeinde sucht Verstärkung
Auslöser der Geschichte ist der Tod eines Mitglieds der jüdischen Gemeinde in Alexandria kurz vor Pessach. Sie war einmal eine der größten weltweit; nun fehlt ihr allerdings ein Mann, um das wichtige religiöse Fest zu feiern. Schlimmer noch: Ihre ganze Daseinsberechtigung, die auf einer Vereinbarung zwischen dem Gemeindevorsteher und dem zuständigen ägyptischen Präfekten beruht, droht verloren zu gehen. Also wird im Nahen Osten hektisch herumtelefoniert, doch Ersatz lässt sich zunächst nicht auftreiben. Bis man schließlich bei Ben fündig wird.
Offizieller Filmtrailer
Hühner-Fisch als running gag
Ben ist just aus seiner Heimat Brooklyn in Jerusalem eingetroffen. Dort soll er nach dem Willen seines Vaters, aber gegen seinen eigenen Wunsch verheiratet werden. Um das abzuwenden, begibt er sich auf die Mission der Gemeinderettung als willkommenen Ausweg. Aufgrund einer Demonstration gegen – ausgerechnet – die Privilegien orthodoxer Juden in Israel verpasst er jedoch das Flugzeug, das ihn nach Alexandria bringen soll. Also macht er sich mit den Pessach-Gaben im Gepäck – am wichtigsten: ein falscher Fisch, der aussieht wie eine Wurst, aber aus Hühnerfleisch besteht und als running gag dienen soll – über Land auf den Weg.
So weit die klischeelastig an den Haaren herbeigezogene Vorgeschichte. Die eigentliche Handlung setzt ein, als Ben auf der Halbinsel Sinai mitten im Nirgendwo aus dem Bus geworfen und von Adel gerettet wird. Der verspricht, ihn nach Alexandria zu fahren, sobald er sein Kamel gefunden hat, das in die Wüste entlaufen ist.
Ziemlich beste Freunde in der Wüste
Für beide Aufgaben bleiben ihnen vier Tage Zeit, in denen sie gemeinsam Abenteuer bestehen, Adel nach Beduinengesetz Ben beschützt und Ben stoisch auf der Einhaltung aller ihm auferlegten religiösen Vorschriften und Riten beharrt. Obwohl sie das mehr als einmal fast das Leben kostet, kommen sich beide Männer bei ihren Auseinandersetzungen und Gesprächen am nächtlichen Lagerfeuer immer näher. Ziemlich beste Freunde im Wüstensand: Dass das Ende ihres Roadmovies wenig überrascht, liegt auf der Hand. Ebenso, dass die Figurenzeichnung manche Ungereimtheit in Kauf nimmt.
Hintergrund
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Gut gemeint ist nicht gut gemacht
Für mangelnde Plausibilität der stellenweise bizarr witzelnden Handlung, die sich zwei Stunden lang dahinschleppt, entschädigen zumindest die zum Teil beeindruckenden Aufnahmen aus der – jordanischen – Wüste. Dennoch: Gut gemeint ist nicht gut gemacht; die humane Absicht und Botschaft reichen für einen relevanten oder auch nur unterhaltsamen Film nicht aus.
Zumal dann nicht, wenn grob patriarchalische Strukturen bestätigt werden, obwohl solche Traditionen eigentlich lächerlich gemacht werden sollen. So geht es laut Drehbuch in den jüdischen Gemeinden und der ägyptischen Verwaltung zu: Frauen sind stets nur Staffage oder Projektionsfläche. Beim Ablauf der Handlung spielen sie keine Rolle, zum Festessen und glücklichen Leben danach lassen sie sich aber aus dem Hut zaubern. Wer’s glaubt, wird selig.