Mit Hypnose werden Menschen in eine spezielle Form von Trance versetzt: In diesem tief entspannten Wachzustand ist die Aufmerksamkeit sehr eingeschränkt oder auf wenige Inhalte ausgerichtet. Das Verfahren wird vor allem therapeutisch eingesetzt; zur Behandlung von Ängsten und Depressionen, Suchtkrankheiten, Sprech- oder Schlafstörungen und sogar Neurodermitis. Selbsthypnose ohne fremden Hypnotiseur ist mit Autogenem Training und Meditation verwandt.
Info
Hypnotic
Regie: Robert Rodriguez,
93 Min., USA 2023;
mit: Ben Affleck, Alice Braga, William Fichtner, JD Pardo
Lizenz zum unmotivierten Krachenlassen
Denn Regisseur Rodriguez nimmt die Prämisse, dass fabelhafte Meister-Hypnotiseure jedem alles Mögliche vorgaukeln können, als Lizenz, um es unmotiviert ordentlich krachen zu lassen. Danny Rourke wird erst Zeuge eines Banküberfalls, bei dem ein mysteriöser Bösewicht namens Dellrayne (William Fichtner) im Handumdrehen harmlose Zeitgenossen in gewissenlose Killermaschinen verwandelt. Samt zweier Polizisten, die sich direkt vor ihm gegenseitig umnieten.
Offizieller Filmtrailer
Nach Belieben im Gehirn herumfuhrwerken
Um das traumatische Erlebnis zu verarbeiten, geht Rourke schnurstracks zur Wahrsagerin Diana Cruz (Alice Braga) – wohin sonst? Noch bevor sie ihm enthüllt, dass sie selbst und Dellrayne früher zur Hypnotics-Einheit gehörten, fällt dessen nächster Scherge auf einem Motorrad über die beiden her. Auf der Polizeiwache ist es dann ein Kollege von Rourke, der urplötzlich beiden den Garaus machen will. Warum Ben Affleck aus all dem ungeschoren hervorgeht? Weil sein Bewusstsein von Anderen nicht beherrscht werden kann – er ist der stärkste Hypnotiseur von allen, wie sich zum Schluss herausstellt.
Auf diese Weise stolpert der Film von Station zu Station: Rourke und Cruz schlagen irgendwo auf und lassen sich von irgendwelchen Leuten mit Infos über die supergeheimen Hypnotics-Agenten und Töchterleins Verbleib versorgen – bis alles bei Katastrophenszenen im Nu mit viel Getöse untergeht. Wie das eben so ist, wenn Gegenspieler nach Belieben in den Gehirnwindungen herumfuhrwerken können. Ist ja nicht tragisch, weil nur durch Hypnose suggerierte Illusion, wie sich an der nächsten Station herausstellt.
Ist alles denkbar, wird alles egal
Wobei die schlecht begründete Episodenstruktur nicht das größte Problem des Films ist. Sondern der Umstand, dass Regisseur Rodriguez seine eigene Ausgangsidee, an der er 20 Jahre lang herumgebastelt haben will, nicht ernst nimmt. Unter Hypnose kann man Personen zu vielem verleiten, aber nicht gegen ihren Willen: Sie müssen der Hypnose zustimmen, damit ihr Trancezustand eingeleitet und später wieder aufgelöst werden kann. Sonst leistet ihr Bewusstsein dagegen Widerstand.
Hintergrund
Lesen Sie hier eine Rezension des Films "Trance – Gefährliche Erinnerung" – Psycho-Thriller über Kunstraub unter Hypnose von Danny Boyle
und hier eine Besprechung des Films "Der Hypnotiseur" – spannungsgeladener schwedischer Action-Thriller von Lasse Halström
und hier einen Bericht über den Film "Alita - Battle Angel" – aufwändig inszenierte SciFi-Manga-Adaption von Robert Rodriguez
und hier einen Beitrag über den Filmund "The Accountant" – originell meditativer Action-Thriller über einen autistischen Mafia-Buchhalter von Gavin O`Connor mit Ben Affleck.
Grandios fehlbesetzte Hauptrolle
Nun braucht sich ein Action-Spektakel nicht an Machbarkeits-Regeln der Realität zu halten. Doch werden deren Gesetze derart schnöde ignoriert wie hier, bleibt nur noch pubertäre Prahlerei übrig: Guckt mal, welche schrägen special effects wir den Graphikkarten unserer Supercomputer entlocken!
Zudem ist die Hauptrolle grandios fehlbesetzt: Dem stoischen Ben Affleck traut man viel zu – bloß keine enormen Geisteskräfte, die denen aller Anderen weit überlegen sind. Dabei lässt sich das Bewusstsein von Regisseur Rodriguez offenbar nur wenig von neuen Ideen beeinflussen: Am Ende steht eine tränenselige Familienzusammenführung.